games we play

Brügge

schön: 5 Punktevon Stefan Feld

Hans im Glück (Vertrieb: Schmidt)

ca. 37 € 

– nicht mehr lieferbar –  

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitmittel (ab ca. 12 Jahre)

nominiert zum
Kennerspiel des Jahres 2013

3. Platz
Deutscher Spiele Preis 2013

165 Spielkarten befinden sich in Brügge, und jede davon ist unterschiedlich. Dies allein ist außerordentlich beeindruckend. Und es tröstet darüber hinweg, dass das Spielbrett eine eher nachrangige Rolle spielt. Brügge ist im Kern ein Kartenspiel.

165 unterschiedliche Karten? Das hört sich nach einem übermäßig komplexen Konstrukt an. Ist es aber nicht. Entscheidend ist nämlich zunächst einmal nur die Farbe der Karte. Wenn ich eine rote Karte ausspiele, erhalte ich dafür zwei rote Spielfiguren. Auf dem Spielbrett kann ich in meinem Kanalabschnitt ein rotes Feld bebauen. (Oder lasse ich an dieser Stelle Wasser ein? Die Geschehnisse auf dem Spielbrett bleiben rätselhaft.)

Oder ich bekomme so viel Geld, wie es der zu Rundenbeginn geworfene rote Würfel verspricht. Mit einer roten Karten kann ich einen roten Bedrohungsmarker entfernen, den ich kassieren musste, wenn der rote Würfel eine 5 oder einen 6 anzeigt. Sobald ich drei rote Bedrohungsmarker vor mir liegen habe, zerstört ein Feuer eines meiner Gebäude.

Aus der roten Karte kann ich ein rotes Haus machen, was zusätzlich eine rote Figur kostet. Und erst jetzt, als sechste Möglichkeit, kann ich die liebevoll gezeichnete Person, die Karten-Vorderseite verwenden: Ich bezahle ihren Preis in Münzen und lege sie in ein leeres Haus. Jetzt stehen mir die vielen unterschiedlichen Soforteffekte, dauerhaften Vorteile oder Siegpunktbooster zur Verfügung, die die Karten mit sich bringen.

Kein Zweifel: Brügge ist ein gutes Spiel. Wenn man nörgeln möchte, kann man darauf hinweisen, dass es in manchen Partien super Spaß macht, in anderen weniger. Das hängt immer davon ab, ob ich die Personen brauchbar ins Spiel bringen kann. Denn die meisten Personen sind nur in bestimmten Konstellationen sinnvoll. Und wenn das nicht passt, habe ich in manchen Partien schon mal hilflos mehrere Häuser gebaut, die dann leere blieben, oder uninspirierte Kanaldeckel in die Landschaft gesetzt – alles, um wenigstens ein paar Siegpunkte abzustauben.

Mit etwas Erfahrung und dem Kennenlernen von gelungenen Personen-Kombinationen fühlt man sich in Brügge sicherer. Gleichzeitig gibt es einen bemerkenswert großen Glücksfaktor, was einem manche Idee zunichte machen kann – oder umgekehrt: auch mit geringer Erfahrung kann ich einen Erfolgserlebnis haben. Brügge ist ein Spiel, das eine recht hohe Komplexität in vorbildlicher Weise mit einem einsteigerfreundlichen Spielablauf und einem angemessenen Zufallsfaktor verknüpft. Inzwischen ist eine überarbeitete Version unter dem Namen Hamburg bei Queen Games erschienen.

© Harald Schrapers · games we play 2013–23