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California

nett: 4 Punktevon Michael Schacht

Abacus

ca. 20 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Verpackung +

2006

An was denkt man, wenn man ein Spiel mit dem Titel California in den Händen hält? Vielleicht an Cowboys, interessante Landschaften. Auf eine Idee wäre ich jedoch nie gekommen: dass es dabei um das Renovieren und Einrichten von Häusern geht. Was das mit Kalifornien zu tun haben soll, ist mir rätselhaft. Eigentlich habe ich mir überhaupt kein Spiel mit solche einem Thema vorstellen könen.

Jeder Spieler hat ein kleines Spielbrett vor sich. Dort ist mein zu renovierendes Haus mit einem vier mal vier Felder großen Zimmergrundriss aufgezeichnet. Außerdem gibt es noch eine Bank, in der vier Goldmünzen liegen und ein Spielbrett mit Geschäften, in denen Einrichtungsgegenstände und renovierte Zimmer (stimmt wirklich) zu kaufen sind. Wer an der Reihe ist, nimmt sich entweder das Geld oder ein Plättchen aus den Geschäften. Die Zahl der noch in der Bank liegenden Goldmünzen gibt den Verkaufspreis – allerdings in Silbermünzen – für die Geschäfte an. Ein Silber entspricht fünf Gold. Somit wird der Preis der Zimmerrenovierung und der Möbel nach und nach günstiger. Wer aber zulange wartet, wird sehen, dass die Mitspieler einem dann die interessanten Plättchen bereits weggekauft haben.

Zuerst muss ein Zimmer renoviert werden, und zwar in einer von fünf Farben. Rot ist beispielsweise das Musikzimmer. Anschließend brauche ich die richtigen Einrichtungsgegenstände. Ein Flügel würde hier sehr gut passen. Wichtig ist die Reihenfolge – erst renovieren, dann einrichten. Auf dem Dachboden kann nämlich maximal ein Gegenstand zwischengelagert werden, nach einem Dachspeicherausbau auch zwei.

Sobald ein Möbelstück steht, bekomme ich Besuch. Sechs Gäste gibt es im Spiel. Wenn das Klavier ins rote Musikzimmer kommt, besucht mich der rote Gast – der mit dem ausgezeichneten Musikgeschmack. Jetzt muss ich schnell ein völlig anderes Zimmer renovieren und einrichten. Ich könnte den hellblauen Raum mit einem Swimmingpool ausstatten, und dann kommt die fitnessinteressierte Besucherin. Hoffentlich ist mein musikalischer Besucher noch bei mir und hat noch keine frisch eingerichteten Musikzimmer bei den Mitspielern besichtigt.

Mit mindestens zwei gleichzeitigen Besuchern veranstalte ich quasi schon eine Party – und ich kriege ein Gastgeschenk, das meinen ersten Siegpunkt bedeutet. Außerdem gibt es noch Siegpunkte auf Bonusplättchen, die nach dem Windhundprinzip vergeben werden. Wer zum Beispiel drei benachbarte Zimmer zuerst einheitlich eingerichtet hat, bekommt drei Siegpunkte. Wer ein Motorrad und einen Flipper hat, kann zwei Siegpunkte für sich verbuchen.

Normalerweise ist mir das Thema eines Spiels nicht so wichtig, Hauptsache der Mechanismus kann mich überzeugen. Wenn der Spielmechanismus hingegen derart in ein thematisches Korsett gezwungen wird, das irgendwie gar nicht passt, vergeht mir ein wenig der Spaß.

Das Spiel möchte sich über das snobistische Getue der Landhaus-Erben in den „sonnendurchfluteten Hügeln von Kalifornien“ lustig machen. Deswegen greift hier niemand selbst zu Pinsel und Kleister, und niemand versucht, Küchenzeilen einzubauen. Das ist nur sehr begrenzt witzig, auch die Gäste sind bestenfalls albern. Und das Spiel selbst plätschert so dahin.

Die Idee, dass die noch in der Bank liegenden Münzen den Preis der Renovierung oder der Möbel bestimmen, ist gut. Hier kommt etwas Spannung auf, zumal ein leeres Geschäft genauso wie die leere Bank ein manchmal überraschendes sofortiges Ende dieser Phase bedeutet. Anschließend wird noch elfmal frisches Geld in die Bank gegeben und die Auslagen der Geschäfte werden aufgefüllt. Dann gibt es einen Siegpunkt pro Gastgeschenk und renoviertes Zimmer sowie zwei oder drei Punkte pro Bonuskarte. Und ein Spiel, das wenig Höhepunkte kennt, ist zu Ende.

© Harald Schrapers 2006–20