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Carolus Magnus

schön: 5 Punkte Ein Wettstreit um die Nachfolge Karl's des Großen

von Leo Colovini

Winning Moves

ca. 15 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 3 SpielerInnen
(Variante: 4 SpielerInnen)

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre)

Verpackung +-

Nominiert für das
Spiel des Jahres 2000

7. Platz Deutscher Spiele Preis 2000

Provinzen waren der Modetrend der im Frühjahr 2001 neu erschienenen Spiele. Ziel dieser Spiele ist es, in diesen Provinzen Mehrheiten zu erringen (Provinzen "erobern" klingt wohl allen Verlagen zu kriegerisch).

Vor 1200 Jahren war Karl "der Große" zum Kaiser gekrönt worden. Und 14 Jahre später in Aachen bereits gestorben. Da setzt Carolus Magnus an. Die SpielerInnen streiten sich nämlich um die Kontrolle über die Provinzen des zerfallenden Kaiserreichs.

Der Spielplan besteht aus 15 Teilen - den Provinzen. Diese liegen zunächst wie 15 Inseln zu einem Kreis angeordnet auf dem Tisch. Auf jeder Provinz liegt ein Spielstein in einer der fünf verschiedenen Farben. Jeder Stein steht für einen Ritter einer der fünf Adelsfamilien, um deren Unterstützung sich die SpielerInnen bemühen müssen.

Mit Farbwürfeln wird entschieden, welche Ritter-Spielesteine in meine Ritterreserve kommen. Diese Ritter kann ich dann im Laufe des Spiels an meinen Hof bringen. Wenn ich an meinem Hof mehr Ritter einer bestimmten Farbe habe, als meine MitspielerInnen, besitze ich die Kontrolle über diese Adelfamilie. Damit erringe ich auch die Kontrolle über alle Provinzen, in denen Spielsteine dieser Farbe in der Mehrheit sind. Um dies noch zusätzlich zu beeinflussen, kann ich - statt die Ritter an meinen Hof zu bringen - diese auch in beliebige Provinzen einsetzten.

Am Ende eines jeden Spielezugs wird der Kaiser im Uhrzeigersinn von Provinz zu Provinz weitergezogen - maximal fünf Schritte weit. Dort wo er stehen bleibt, wird ermittelt, welche SpielerIn die Mehrheit der dortigen Ritter kontrolliert und dieses setzt dafür eine ihrer Burgen dort ein.

Das Spiel ist zu Ende, sobald eine SpielerIn alle ihre Burgen in die Provinzen eingesetzt hat. Sinnvoll ist es, Burgen in benachbarte Provinzen zu setzen. Denn dann werden diese Provinzen zusammenschoben und es entsteht eine größere "Insel". In derart großen Gebieten kann eine GegnerIn nicht mehr so einfach die Mehrheit zu ihren Gunsten verändern, sie sind also leichter zu verteidigen.

Carolus Magnus ist eine erstklassiges Zwei-Personen-Spiel und ein genauso gutes Drei-Personen-Spiel (die beigelegte Vier-Personen-Regel ist im Prinzip eine Zwei-Personen-Regel, bei der in Teams gespielt wird). Damit nimmt Carolus Magnus eine besondere Rolle auf dem Spielemarkt ein, denn solche Spiele gibt es kaum.

Die Farbwürfel geben dem Spiel ein deutliches Glückselement und ständige Überraschungen im Spielablauf - mal liegt die eine SpielerIn vorn, mal die andere. So geht das Spiel zumeist recht schnell zu Ende, spätestens nach 45 Minuten. Allerdings kann der Glücksfaktor gerade beim Drei-Personen-Spiel auch dazu führen, dass ein Spiel wesentlich länger dauert, wenn die Vorteile sehr gleichmäßig verteilt sind.

Carolus Magnus erinnert in der Gestaltung und in einzelnen Spielelementen sehr an El Grande, ist aber trotzdem ein völlig eigenständiges Spiel. Von außen erinnert es an die Kosmos-Spiele im Siedler-Format. Winning Moves - dieser junge US-Verlag hat seine deutsche Sparte erst im letzten Jahr gegründet worden - hat sich da für etwas Bewährtes entschieden. Leider entspricht die Spielregel nicht diesem Standard, sondern sie ist teilweise undurchdacht und enthält einige Oberflächlichkeiten. Dies sieht nach Anfängerfehlern aus - allerdings ist Winning Moves das Projekt einiger alter Hasen der Spieleszene.

Wer abwechslungsreiche Zwei-Personen-Spiele mag, die mehr sind als ein trockenes taktisches Denkspiel, der sollte bei Carolus Magnus unbedingt zugreifen. Als Dreingabe gibt es dann auch noch die Möglichkeit, es zu Dritt zu spielen.

Fragen und Antworten
Die Spielanleitung schreibt warnend, dass das Spiel viele neue und ungewöhnliche Spielelemente enthalten würde. Muss man deshalb tatsächlich mit der Version für zwei Personen beginnen?
Nein, so ungewöhnlich ist Carolus Magnus wirklich nicht. Die Drei-Personen-Regel ist nicht schwieriger zu verstehen als die Zwei-Personen-Variante - alle taktischen Finessen kann man eh nicht in der ersten Runde durchschauen. Die Vier-Personen-Regel - bei der es sich um ein Partnerspiel handelt - ist dagegen tatsächlich ein wenig komplizierter.
Was ist vor Spielbeginn taktisch zu beachten?
Am besten gar nichts - dann kann man nämlich sofort mit dem Spiel anfangen. Deshalb ist es besser, die erste Ritter-Reserve nicht auszuwürfeln, sondern per Zufall durch einen Griff in einen der schwarzen Leinenbeutel zu bestimmen.
Wie kann ich den Glücksfaktor bei Carolus Magnus reduzieren?
Es ist bestenfalls empfehlenswert, den Glücksfaktor ein klein wenig zu reduzieren, indem beim Ergänzen der Ritter-Reserve ein Würfel weniger geworfen wird. Dieser dritte Würfel (beim Vier-Personen-Spiel: vierter Würfel) bleibt dann immer auf Krone gedreht und gewährt freie Auswahl bei einen der Ritter.
Ich habe gehört, dass das Spiel verliert, wer als erster einen Ritter in einer Provinz aufstellt.
Da der Glückfaktor bei Carolus Magnus ausreichend groß ist, kann es keine Spieltaktik geben, die automatisch zum Erfolg führt. Trotzdem ist der Hinweis wichtig, dass das Aufstellen der Ritter in einer der Provinzen erst gegen Ende des Spiels sinnvoll ist.
Ich habe gehört, die Vier-Personen-Regel sei eigentlich eine Zwei-Personen-Variante?
Das ist richtig. Die Vier-Personen-Regel lässt sich sowohl mit zwei Zwei-Personen-Teams als auch allein mit zwei SpielerInnen spielen.
Wenn die Ritter einer Farbe ausgegangen sind: Müssen dann die Ritter vom Burghof oder aus der Reserve zurückgegeben werden?
Es sind Ritter vom Burghof wegzunehmen.
Wann ist das Spiel zu Ende? Die Spielregel ist mit einer Kann-Formulierung leider etwas unklar.
Das Spiel endet sofort, wenn eine von zwei Bedingungen erfüllt ist: 
- Eine SpielerIn hat alle ihre Burgen errichtet.
- Es sind maximal noch drei Regionen auf dem Tisch verblieben.

© games we play 2000-2008 - Harald Schrapers