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Wettlauf nach

El Dorado

supergames we play Tip: Das TOPspielvon Reiner Knizia

Ravensburger (Redaktion: André Maack)

ca. 45 €

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

nominiert für das Spiel des Jahres 2017

1. Bild: grafisch überarbeitete Neuauflage 2023. 2. Bild: Originalausgabe

Der Weg zum Gold führt durch den Dschungel, über Seen und entlang von Wüsten. Diese Expedition gehört zu den spannendsten und unterhaltsamsten Spielen, die mir in der letzten Zeit auf den Tisch gekommen sind. Denn Rainer Knizia hat damit ein wirkliches Highlight in seiner bereits hunderte Spiele zählenden Karriere geschaffen.

Er hat zwei Spielelemente auf vorzügliche Weise miteinander verknüpft. Da ist das Brettspiel, das aus doppelseitig bedruckten Streckenelementen besteht, so dass für jede Partie ein neuer Weg gestalftet werden kann. Aber letztlich ist so ein Wettrennen nichts wirklich Besonderes. Gleichzeitig ist El Dorado ein Kartenspiel, dessen Grundzüge von Dominion übernommen wurden, dem Spiel des Jahres 2009. Dessen Prinzip, sich im Laufe des Spiels einen eigenen Kartenstapel zu „bauen“, ist genial – und das färbt auf El Dorado ab.

Für Dschungel, Wüste und See gibt es Spielkarten in den Farben grün, gelb und blau. Vier Karten habe ich auf der Hand, und ich kann sie für das Voranziehen meiner Figur auf den entsprechenden Landschaftsfeldern verwenden. Oder ich kaufe neue Karten vom Markt, wofür sich die Wüstenkarten besonders eignen. Denn die haben einen echten Geldwert, während alle anderen Karten gerade mal eine halbe Münze zählen. Die verwendeten Karten kommen auf meinen persönlichen Ablagestapel, und ich ziehe von meinem persönlichen Nachziehstapel vier Karten nach. Im Anschluss an meinen zweiten Zug muss ich bereits neu mischen, weil ich wie meine Mitspieler mit acht Startkarten begonnen habe.

Der gewiefte Dominion-Spieler weiß: Jetzt kommt es nicht nur darauf an, starke Karten hinzuzukaufen. Sondern ich sollte auch versuchen, meine Figur auf eines der seltenen roten Felder zu ziehen, um dort die schwachen Startkarten zu entsorgen. Denn sie verlangsamen mein Kartendeck. Doch so einfach hat das in der ersten Partie dann doch nicht geklappt. Denn die Strecke, die als Startkonfiguration empfohlen ist, ist doch relativ kurz. Da kann durchaus derjenige gewinnen, der selten kauft und stattdessen unbedingt nach vorne prescht.

Das ist das Schöne an dem Spiel. Es gewinnt nicht immer das gleiche Vorgehen, und auch Neuanfänger sind nicht chancenlos. Es gibt einen Zufallsfaktor, den man durch geschicktes Kartenabwerfen reduzieren kann. Und man kann strategische Überlegungen anstrengen, in dem man die aktuelle Streckenführung genau analysiert, ohne dass dieses Spiel von überlangen Denkpausen gebremst wird.

Die Spielregel passt auf drei großzügig bedruckte Seiten, hinzu kommt ein Beiblatt zum Aufbau des Spiels. Und da hier alles vorzüglich zusammenpasst, erschließt sich der Ablauf schnell, so dass man Leute schnell begeistern kann, sofern sie ein klein wenig Spielerfahrung besitzen. Dominion zu kennen, kann dabei hilfreich sein, ist aber bei weitem keine Voraussetzung.

Was kann man an dem Spiel kritisieren? Nicht viel, außer dass viele Mitspieler schnell nach „Mehr“ gieren: mehr Kartenauswahl, anspruchsvollere Wege und eine längere Spieldauer. Alles das ist aber kein Mangel, eher im Gegenteil. Denn es beweist die Klasse dieses Spiels und eröffnet Potenzial für künftige Erweiterungen.

Doch schon jetzt bietet es sehr viel Abwechslung. Die Wege kann man eigentlich bauen, wie man möchte (vielleicht eine extreme Engstelle am Anfang vermeiden), so dass die wohlmeinenden Ratschläge in der Anleitung gar nicht gebraucht werden. Und oft gibt es ein sehr knappes Finale, so dass die gesammelten Barrieren, die den führenden Spieler regelmäßig gebremst haben, als Tie-Breaker den Ausschlag geben. Spannend ist das auf alle Fälle, und es klappt in jeder Besetzung, sogar als Duell, wenn man ein Zweierteam auf die Reise schickt.

© · games we play 2017–23


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