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Fischmarkt

schön: 5 PunkteFeilschen und handeln

von Mario Papini

Clementoni (Redaktion: Venice Connection)

ca. 14 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Verpackung −

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2006

Das Spektrum der Interaktivität ist bei einem guten Brettspiel weit gefasst. Das eine Spiel ist so eine Art Patience – die Spieler optimieren nebeneinanderher ihr eigenes Spiel. Wer es am besten oder schnellsten schafft, gewinnt. Das andere Extrem ist das Verhandlungsspiel, bei dem die Spieler quasi untereinander aushandeln, wer der Sieger ist.

Dazwischen gibt es viele unterschiedliche Stufen von Interaktivität. Für das aus Italien kommende Fischmarkt ist klar, wohin es neigt: zum Verhandlungsspiel – jedoch in klar gefasste Regeln.

Der Spielablauf gliedert sich sehr schön in die Tagesaktivitäten eines Fischhändlers. Morgens gilt es, die angelandeten Fischladungen der Boote zu ersteigern. Drei oder vier Fischkarten hat ein Boot gefangen. 50 Münzen hat jeder Spieler zur Verfügung. Dieses Geld verteilt er auf die bis zu sechs Fischerboote – verdeckt hinter dem zu niedrig geratenen Sichtschutz. Anschließend wird geguckt, wer für die jeweilige Schiffladung die höchste Summe geboten hat. Manch ein Spieler geht in dieser Versteigerungsrunde leer aus, was aber nicht schlimm ist. Er hat nämlich noch sein gesamtes Geld.

Am Vormittag wird zugelost, welche Fische die Kunden überhaupt haben möchten. Jeder Spieler darf am Nachmittag genau zwei Sorten Fisch verkaufen. Obwohl immerhin vorab ein Teil dieser „Nachfragekarten“ offen auslag, ist die Überraschung manchmal groß: den ersteigerten Fisch will keiner haben.

Da hilft nur der Tausch – der lebendigste Teil des Spiels. „Suche Tunfisch, biete zwei Kabeljau und Lachs“, heißt es dann. Oder: „Suche Seezunge und biete Makrele plus fünf Euro.“

Das Handeln ist ein stückweit schwieriger als der Catan’sche Rohstofftausch oder der gemeine Bohnenhandel. Dadurch, dass man mit Geld bieten darf, gibt es eine breite Spannweite an Tauschmöglichkeiten. Da gilt es, präzise auszurechen, wie viel Geld ein Fisch beim anschließenden Verkauf bringt. Gleichzeitig muss in Erwägung gezogen werden, wie hoch der Profit des Mitspielers sein könnte.

Wenn der Handel komplett abgeschlossen ist, werden alle Karten aufgedeckt. Dabei geht es nicht nur um die Fische, sondern auch um die eine Nachfragekarte pro Spieler und eine Preiskarte. Daran wird deutlich, was das Handeln untereinander so schwierig macht. Jeder Spieler erzielt mit seinen Fischen nämlich einen unterschiedlichen Preis.

Außerdem kann er nur zwei Fischsorten verkaufen, und maximal zwei Fischsorten kann er für den nächsten Tag einfrieren. Der Profit wird aufs Konto eingezahlt, 50 Euro bleiben als Bargeld für die nächste Bietrunde zurück. Nach vier Tagen ist das Spiel vorbei und der reichste Fischhändler ist der Sieger.

Fischmarkt ist ein außergewöhnlich lebendiges Spiel, insbesondere wenn es zu viert oder fünft gespielt wird. Es hat einen mäßigen Glücksanteil und besitzt eine hohe Abhängigkeit von den Unberechenbarkeiten der Mitspieler. Auch taktisch ist einiges zu bedenken. Soll ich bei den Fischladungen hoch bieten? Oder soll ich das Risiko, leer auszugehen, auf mich nehmen, und lieber mit viel Geld in die Verhandlungsrunde mit den Mitspielern gehen? Spätestens hier zeigt sich, dass Fischmarkt trotz recht einfachem und vorbildlich strukturiertem Spielablauf mehr als leichte Unterhaltung bietet.

Unterstützt wird der Ablauf durch eine optimal gelungene thematische Umsetzung. Da passt alles bis ins Detail zusammen. Zwar darf man am Ende eines Tages immer nur zwei Fischsorten einfrieren, die dann am nächsten Tag wieder aufgetaut auftauchen. Kontrollen, die verhindern, dass der Fisch anschließend erneut eingefroren wird, gibt es hingegen nicht. So taucht auch mal Gammelfisch auf dem Markt auf. Aber der Kunde merkt das eh nicht.

Nur die Entsorgungskosten werden penibel nachgehalten. Da höchstens zwei Fischsorten eingefroren werden können, muss der Rest weggeschmissen werden. Das kostet 5 Euro pro Fischkarte.

© Harald Schrapers 2006–2010