games we play

Flinke Feger

schön: 5 PunkteSie werden völlig durchdrehen

von Bruno Cathala und Serge Laget

Pro Ludo (Redaktion: Angela Jahn)

ca. 30 € 

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 6 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2008

Flinke Feger ist aufwändig in einer Buchschachtel untergebracht, deren überaus positiver Eindruck ein wenig durch die nur durchschnittliche Druckqualität getrübt ist. Das Spielsystem ist insbesondere durch die Verwendung der Buchschachtel innovativ und spaßig. Gleichzeitig schafft es Flinke Feger aber nur ganz knapp, nicht in die Rubrik „einfaches Kinderspiel“ abgelegt zu werden. Die Grundidee ist so: Zehn Würfel werden in die Buchschachtel geworfen. Alle Spieler versuchen, sich die geworfenen Würfelbilder zu merken. Dann schlägt der mutigste Spieler das Buch zu. Und alle müssen mit Hilfe ihrer Spielkarten die gemerkten Würfelbilder auslegen.

Dabei geht es um einen Hexen-Zauberspruch. Auf den Würfeln sind Symbole wie Fledermäuse und Spinnennetze abgebildet. Und zwar mal orangefarben und mal schwarz. Wenn ein Symbol gleichzeitig schwarz und orange gewürfelt wird, ist es ungültig. Also geht es nicht nur darum, sich einfach nur die Würfelbilder zu merken. Sondern man muss zunächst im Kopf aussortieren. Welches Symbol ist ungültig? Dann muss ich mir den Rest merken – aber nur den Rest in einer Farbe! Denn es gibt einen orangefarbigen Zauberspruch und einen schwarzen Spruch. Beide Sprüche zu vermischen ist nicht erlaubt. Dann fällt die Hexe vom Besen.

Schwarzer Spruch, orangener Spruch, seltsame Symbole, die sich teilweise kaum unterscheiden, und die ungültigen Symbole in zwei Farben – Flinke Feger ist ein Spiel, das einer ganzen Reihe von Spielerinnen und Spielern gar nicht gefällt. Denn sie begreifen es nicht. Bevor sie die Regeln mental abgerufen und angewendet haben, ist das Buch bereits zu. Hier hat nur derjenige eine Chance, der hochkonzentriert ohne jegliche Schrecksekunde sofort die verschiedenen Würfel wahrnimmt, gedanklich sortiert und kurzzeitig abspeichert. Wer das kann, macht schon nach wenigen Sekunden Schluss. Da guckt manch Mitspieler nur fassungslos und stöhnt merklich auf. Ich möchte niemanden von dem Spiel abschrecken. Denn so schwierig ist es nun doch nicht. Ich halte mich selbst für eher durchschnittlich begabt, was solche Spiele angeht. Bei einem Denk- und Merkspiel wie Rasende Roboter hisse ich normalerweise ganz schnell die weiße Fahne. Bei den Flinken Fegern habe ich hingegen eine faire Gewinnchance. Wenn eine der kurzen Runden vorbei ist, wird geguckt, wer wie viele Würfel richtig hat und bekommt dafür je einen Punkt. Aber nur dann, wenn alle Würfel die gleiche Farbe haben und kein falsches Symbol dabei ist. Dann gibt es null Siegpunkte. Nur demjenigen, der das Buch zugeschlagen hat, droht eine Strafe. Zwei Siegpunkte Malus.

Wichtig ist die Regelfeinheit, die es erlaubt, den führenden Mitspieler elegant zu bremsen. Wer führt ist nämlich verwunschen. Er kriegt dann keinen Bonus, wenn er eine perfekte Zauberformel auf den Tisch legt. Was ist diese perfekte Formel? Wer alle orangenen Symbole vollständig weiß, hat es perfekt. Er darf zusätzlich zwei Felder weiter vorwärts ziehen. Beim perfekten schwarzen Spruch gibt es eine Karte Schwarze Magie. Dies bedeutet Siegpunkte, die man nach Spielschluss aufdeckt, und Aktionskarten, die einem zwischendurch helfen.

Die Bonuspunkte sind ziemlich praktisch. Man versucht, sich die kürzere der beiden Formeln zu merken – und hat eine gute Chance auf den Bonus. Der Führende muss darauf verzichten, was insbesondere bei kurzen Zauberformeln unangenehm ist. Wenn man es in der Hektik schafft, sollte man als führender Spieler eine andere Taktik einschlagen: sich nicht die kurze und einfache Formel merken, sondern möglichst viele Würfel der langen Formel. Oder man versucht, möglichst lange an zweiter Stelle zu bleiben – was schwerer zu realisieren ist, als es sich anhört.

Leider gibt es keine einfache Siegpunktleiste, sondern man muss überflüssigerweise einen Weg aus durchnummerierten Plättchen auf den Tisch legen, was aufwändiger ist als nötig. Ansonsten ist Flinke Feger ein gutes Spiel. Eigentlich ist es recht mutig, dass es als ausgewachsenes Spiel erschienen ist. Wäre es nicht einfacher gewesen, es als Kinderspiel für kichernde Mädchen herauszugeben, die man mit einem bunten Bibi-Blocksberg-Thema begeistert? Vielleicht. Aber mit ein paar kleineren Regelkniffen ist es Cathala/Lager gelungen, es soweit aufzumotzen, dass ich es gerne als angenehme Zwischendurch-Unterhaltung auf den Tisch bringe.

© Harald Schrapers 2008–13