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Eine Frage der Ähre

nett: 4 PunkteDer schlauste Bauer erntet die dicksten Kartoffeln

von Jeffrey D. Allers

Pegasus (Redaktion: Thygra)

– nicht mehr lieferbar –

ca. 35 € 

2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2009

Die Arbeit eines Landwirtes als Spiel? Irgendwie erschien dies lange Zeit kein Thema zu sein, dass einem besonders spielerisch erscheint. Zu altmodisch, zu staubig, zu sehr an den Bauernverband erinnernd. Doch Agricola hat uns eines besseren belehrt. Hier wurde der Bauer vornehm ins Lateinische übersetzt – und siehe da: die Zyklen der Landwirtschaft eignen sich vorzüglich als Spielethema.

Gegenüber Eine Frage der Ähre ist es natürlich etwas unfair, als erstes den spielerischen Überflieger Agricola zu erwähnen. Denn damit kann sich das bei Pegasus erschienene Spiel nicht messen – und will es vermutlich auch gar nicht. Denn auf die Komplexität eines Agricola verzichtet es und peilt eine andere Zielgruppe an.

Auf der einen Hälfte des Spielbretts befindet sich der Acker. Hier lege ich die Plättchen mit den Feldfrüchten hin: Rüben, Kartoffeln, Raps, Mais, Weizen. Zu beachten ist, dass wir Monokulturen ablehnen und viel Wert auf den regelmäßigen Fruchtwechsel legen. Darauf muss ich beim Legen der Plättchen achten, die zumeist aus zwei Feldern bestehen: Kartoffeln darf ich nicht auf Kartoffeln legen, Mais nicht auf Mais und so weiter. Da ich das bereits liegende Plättchen nicht unterpflügen kann, wächst unser Acker wie bei einem dreidimensionalen Bauspiel in die Höhe.

Punkte gibt es in jedem Zug. Entweder ich bekomme Siegpunkte für viele nebeneinanderliegende Felder mit der selben Ackerfrucht. Oder ich verwende die auf den Plättchen notierten Farmpunkte, um auf den Fortschrittsleisten auf der zweiten Bretthälfte nach vorne zu kommen. Diese Leisten sind nach Pflanzen sortiert. Und ich werde belohnt, wenn ich in allen Bereichen möglichst gleichmäßig Fortschritte erziele. Wie gesagt: Monokulturen sind nicht das Ziel, sondern der breit aufgestellte Farmer wird belohnt. Er bekommt sein Bauernhaus und blockiert sich damit einen Ackerteil als kontinuierlichen Siegpunktlieferanten. Für noch mehr Farmpunkte gibt es dann mit etwas Glück wichtige Siegpunkte per Tierplättchen, denn Kuh, Schwein und Huhn dürfen auf unserem Hof nicht fehlen.

Eine Frage der Ähre ist die Kombination aus einem Legespiel und einem Entwicklungsspiel. Das Ganze ist trotz recht umfangreicher Regel eher unkompliziert, bietet Raum für taktische Überlegungen und funktioniert gut. Die Spieler kommen sich auf dem gemeinsamen Acker immer wieder in die Quere, was gleichermaßen für Freude und Ärger sorgen kann. Trotzdem muss man sagen: Besonders attraktiv erscheint mir das Leben in der Landwirtschaft immer noch nicht. Eine Frage der Ähre ist ein solides Spiel. Mehr aber auch nicht.

© Harald Schrapers · games we play 2009–16