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Die Fürsten von Florenz

schön: 5 Punkte games we play Tip: Das TOPspiel von Richard Ulrich und Wolfgang Kramer

Pro Ludo

ca. 30 € 

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

überarbeitete Neuauflage 2007

3. Platz Deutscher Spiele Preis 2000

In die Rollen von Mäzenen schlüpfen die SpielerInnen bei den Fürsten von Florenz. Im 16. Jahrhundert, zur Blütezeit der Renaissance, konkurrierten die toskanischen Adelsfamilien darum, möglichst bedeutende Künstler und Gelehrte an ihren jeweiligen Hof zu holen. Ziel des Spiels ist es, das „Prestige“ einer Adelsfamilie zu mehren, indem möglichst viele Prestigepunkte gesammelt werden.

Damit dies gelingt, müssen die Wissenschaftler und Künstler inspiriert werden. Dazu kann eine Universität, ein Atelier, ein Theater bzw. eine anderes wichtiges Gebäude gebaut werden. Gaukler am Hof erfreuen die Gäste genauso wie die Anlage großzügiger Parks oder kleiner Seen. Auch die Einführung etwa der Reise- oder der Redefreiheit ist ein wichtiger Standortvorteil beim Wettstreit um die Renaissance-Intellektuellen.

Das Spiel gliedert sich in sieben Jahre mit jeweils zwei Phasen. In der ersten Phase ersteigern die SpielerInnen etwas, was für die Ausstattung ihres Fürstentums wichtig ist – dazu gehören die Parks und Seen sowie die Gaukler. Wenn alle SpielerInnen etwas ersteigert haben, beginnt die ruhigere Phase, in der reihum jeweils zwei Aktionen durchgeführt werden. Hier kann, wenn der festgesetzte Geldbetrag bezahlt wird, eine Freiheit eingeführt werden oder ein Gebäude auf dem recht engen Baugrundstück errichtet werden. Den Grundstücksplan ihres Fürstentums haben die SpielerInnen jeweils vor sich liegen. Hier müssen neben – den teilweise sehr großen – Gebäuden, auch die Grünflächen untergebracht werden, ohne dass sich die Häuser berühren.

In dieser Phase kann eine SpielerIn ein Werk vollenden und die entsprechenden Prestigepunkte kassieren, indem sie eine Personenkarte aus ihrer Hand ausspielt. Wer eine Karte des Malers ausspielt, kann auf dieser nachlesen, wofür es Punkte gibt: vier Punkte für ein Atelier, drei für einen See, zwei für die Reisefreiheit, zwei für jeden Gaukler und je einen für die am Hof arbeitenden Kollegen. Die errungenen Punkte müssen sofort verwendet werden. Entweder sie werden als Geld – zum weiteren Ausbau des Fürstentums unerlässlich – ausgezahlt, oder sie werden als Prestigepunkte auf der Leiste abmarkiert – nur so kann man schließlich gewinnen.

Die Fürsten sind ein erstklassiges Spiel des durch El Grande bekannt gewordenen Autorenduos Kramer/Ulrich. Doch während Wolfgang Kramer im Verbund mit Michael Kiesling (Tikal, Torres) große Erfolge feiert, bleibt seine Zusammenarbeit mit Richard Ulrich bei der Spiel des Jahres-Jury zur Zeit ohne Resonanz. Nach dem erstklassigen Die Händler wurde auch den Fürsten die Aufnahme in die Auswahlliste versagt. Immerhin schafften sie es – was viele überrascht hat – auf das Siegertreppchen des Deutschen Spiele Preises 2000. Damit wird dieser Titel nun hoffentlich doch noch die Aufmerksamkeit erlangen, die er verdient hat.

Das Besondere an den Fürsten von Florenz ist das deutliche Auseinanderfallen von zwei Spielteilen. Zuerst ist die lebendige Versteigerungsphase an der Reihe. Und dann folgt das ruhige Optimieren des eigenen Fürstentums in dem Spielabschnitt, den Manche „Solitärphase“ nennen. Diese stetige Aufeinanderfolge der Phasen wirkt überhaupt nicht künstlich konstruiert, sondern ergibt ein rundes und spannendes Spiel, das sich durch eine unglaublich Vielfalt an Aktionsmöglichkeiten und unterschiedlichen Taktiken für den Sieg auszeichnet.

Inzwischen ist das ursprünglich unter der Redaktion von Stefan Brück bei Alea erschienene Spiel von Pro Ludo in einer Neuauflage verlegt worden. Sie enthält zusätzliche Varianten inklusive einer Zwei-Personen-Regel.

© games we play 2000–2011 – Harald Schrapers