games we play

Die Gulli Piratten

nett: 4 PunkteDer Schrecken der Kanalisation

von Andreas Pelikan

Heidelberger Spieleverlag (Redaktion: Heiko Eller, Christoph Lipsky, Harald Bilz)

ca. 30 €   

2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2012

Martialisch tritt die Piraten-Ratte auf dem Cover auf. Sie sieht so furchterregend aus, dass der Heidelberger Spieleverlag scheinbar selbst erschreckt war und vor der endgültigen Drucklegung das Bild doch noch etwas aufhellte. Doch beim Blick in die Schachtel verliert das Spiel eh seinen Schrecken: Das großartig aufgemachte Freibeuter-Szenario entpuppt sich als vergleichsweise konventionelles Lauf- und Sammelspiel.

Gelaufen wird über drei Boote, auf denen man über vier Felder bis zur Spitze kommt. Wenn man die zum Kahn passenden Handkarten besitzt, kann man sich zunächst über die ersten drei Felder bewegen. Frühstens in der folgenden Runde kann man den Sprung aufs vordere Kapitänsfeld wagen. Dies würde bedeuten, dass eine weitere Runde später eine Art Wertung ausgelöst wird. Dann werden vier Treibgut-Plättchen verteilt. Der Kapitän bekommt zwei, die hinter ihm sitzenden Mannschaft muss die beiden verbliebenden Treibgüter unter sich aufteilen.

Ratten sind nicht wahllos. Wer aus dem Treibgut eine Portion Pommes frites gefischt hat, möchte als Siegpunktturbo auch ein Ketchup-Plättchen. Genauso wie China-Nudeln ohne Chili der halbe Spaß sind.

Für die Plättchen mit den entführten und gefesselten Teddybären und Puppen braucht man zwingend eine Papagei, der die Lösegeldforderung überbringt. Ansonsten wird das nichts mit den erhofften Siegpunkten. Und die besonders punkteträchtigen Konservendosen sind ohne Öffner exakt null Punkte wert.

Eigentlich ist das ganze ein recht einfaches Taktikspiel, das durch die Sonderfunktionen der Tiere verfeinert wird. Es gibt nämlich nicht nur Ratten, sondern weitere fünf Tiere, aus denen einen gemischte vierköpfige Mannschaft mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammengestellt wird. Ein Wiesel darf beispielsweise eine Doppelaktion machen, während ein Waschbär vom Gegner eine Karte kassiert, wenn er übersprungen wird.

Leider ist es den grau modellierten Spielfiguren oft nur mühsam anzusehen, welches Tier sie repräsentieren. Und für die Portraits auf den Hilfskarten wurden sie so stark geschminkt, dass sie kaum wiederzuerkennen sind. Auch die Symbolik bleibt vielen Spielern unverständlich, was den Einstieg und den Spielfluss unnötig verkompliziert. Das trübt den Gesamteindruck eines an sich empfehlenswerten Spiels.

© Harald Schrapers · games we play 2012