games we play

Havanna

schön: 5 Punktevon Reinhard Staupe

Eggert (Vertrieb: Hutter, Amigo)

ca. 25 € 

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

2010

Schneller geht es kaum. Die Regeln dieses Spiels sind in kaum fünf Minuten erklärt. Und zwanzig Minuten später hat man bereits haushoch verloren. So ist es mir in meiner ersten Partie ergangen. Erst dachte ich, Havanna ist ein leicht überschaubares Kartenspiel mit einem gewissen Taktikanteil. Doch ich erfahre das Gegenteil. Der Sieger in unserer Vier-Personen-Runde hatte nicht nur Glück, sondern er hat intuitiv auch das Richtige getan.

Im Prinzip hat jeder die gleichen Chancen, denn wir haben alle den gleichen Handkartensatz. Diese Karten spendieren uns Aktionsmöglichkeiten. Gleichzeitig haben sie einen Wert. Wenig nutzbringende Aktionen tragen eine niedrige Ziffer, die hohen Zahlen gehören zu den besseren Aktionsmöglichkeiten. Dabei geht es darum, Ressourcen – Geld, Arbeiter, Rohstoffwürfel – zu bekommen, um dann die in der Tischmitte liegenden Siegpunktkärtchen zu erwerben.

Startspieler ist derjenige, dessen zwei ausgewählten Aktionskarten die billigsten sind. Dabei wird aus den beiden Ziffern eine zweistellige Zahl gebildet. Nach jeder Runde wird von allen Spielern eine Karte nachgelegt, die eine bestehende überdeckt. Gut zu überlegen, welche Möglichkeiten mein Gegner hat, gehört dabei zu Havanna. Dabei entsteht ein großes Maß an Interaktivität, deswegen ist es insbesondere zu viert zu empfehlen. Zu zweit bietet es hingegen nur sehr wenig Spielspaß.

Außerdem haben die Karten zumeist eine interaktive Funktion. Entweder man streitet sich um begrenzte Ressourcen in der Tischmitte – wer zuerst kommt, malt zuerst. Oder ich spiele die Karten, mit denen ich meinen Gegnern direkt etwas abnehmen kann, Geld oder Rohstoffe.

Havanna spielt sich verblüffend. Erst denkt man, dass irgendetwas am Spiel fehlt, so knapp sind die Regeln ausgefallen. Zwar sind die Siegpunktkärtchen alle individuell gezeichnet und stehen für ein anderes Gebäude, das wir im nachrevolutionären Havanna aufbauen sollen. Doch letztlich unterscheiden sich die Gebäude nur in ihrem Ankaufpreis und der Siegpunktausbeute. So ist die Havanna-Thematik nicht mehr als eine Reminiszenz an das große Eggert-Brettspiel Cuba. Wer dieses kennt, wird von der enormen Leichtigkeit Havannas vermutlich nicht auf Anhieb überzeugt sein.

Eine andere Thematik, quasi ein völliger Neuanfang, hätte dem Spiel gut getan. Denn ein so einfacherer Einstieg und so viel spielerischer Tiefgang in einem Spiel – das ist eine seltene Paarung. Meist spielen wir es zweimal Hintereinander. Denn der Frust bei den abgehängten Verlierern ist groß – nach so kurzer Spielzeit so weit hinten zu liegen ist eine Scharte, die ausgewetzt werden muss. Deswegen kommt es sofort zu einer zweiten Partie, wozu die kurze Spielzeit einlädt.

Kritisch könnte man deswegen anmerken, dass Havanna vielleicht doch etwas zu knapp geraten ist. Wenn die Spieltiefe so weit reicht, dass man nach 30 Minuten das Gefühl hat, noch längst nicht alles geschafft zu haben, fehlt vielleicht noch etwas. Statt zwei Partien zur Standardspieldauer zu erheben, wäre etwas mehr inhaltlich-thematische Ausfütterung besser gewesen, um ein wirklich rundes Spielerlebnis zu ermöglichen. So bleibt das Urteil: Havanna ist ein gute Spiel, dessen Minimalismus zu einem etwas hektischen Eindruck führt.

© Harald Schrapers · games we play 2009