games we play

Industria

nett: 4 Punkte600 Jahre Entwicklung

von Michael Schacht

Queen (Redaktion: Bernd Dietrich)

ca. 17 €

– nicht mehr lieferbar–

bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre) 

Verpackung −

2004

Industria ist ein wahrlich raffiniertes Versteigerungsspiel. Die StartspielerIn ist gleichzeitig die erste AuktionatorIn und deckt entsprechend der Spielerzahl mehrere Kärtchen mit Fabriken, Technologien und Rohstoffen auf. Reihum dürfen die SpielerInnen für das erste von der AuktionatorIn ausgewählte Plättchen je einmal ein Gebot machen. Die AuktionatorIn bietet nicht, denn sie entscheidet, ob sie das Gebot akzeptiert, oder ob sie das Kärtchen einfach selbst behält. Für sie ist es gratis, allerdings muss sie dann die Auktionatorrolle sofort an die linke NachbarIn weitergeben.

Die AuktionatorIn muss jeweils genau nachdenken, wie sie vorgeht – und überlegen, was die anderen gerne hätten. Denn zunächst sollte sie versuchen, Kärtchen für möglichst viel Geld zu versteigern, damit ihre knappe Kasse aufgebessert wird. Erst dann sollte sie ein besonders attraktives Kärtchen selbst behalten. In die „Falle“ läuft sie, wenn ihr erstes Plättchen niemand haben möchte und niemand auch nur einen Taler bietet. Dann muss sie das Kärtchen selbst nehmen und ist die Auktionatorrolle los.

Es ist fatal, jetzt ohne ausreichend Geld dazustehen. Dann gelingt es mir oftmals nicht, die Plättchen auf dem Spielbrett zu platzieren. Denn um dort ein Fabrik- oder Technologiekärtchen hinzulegen, muss ich Geld und/oder Rohstoffe bezahlen. Und auch letztere kosten wertvolle Taler, wenn sie in der Fabrik einer MitspielerIn produziert werden. Beim Auslegen der Plättchen stehe ich unter Zeitdruck. Denn wenn ich nicht in der richtigen Epoche baue, entgehen mir die entscheidenden Siegpunkte.

Der Versteigerungsmechanismus ist wahrlich gelungen, er fragt nach taktischem Geschick und bietet Raum für Interaktion und Bluff – aber auch Frust. Wer ungeschickt agiert, kann schon recht schnell chancenlos zurückfallen. Leider erleichtert die Umsetzung des Spiels den Einstieg nicht so richtig. Trotz gut gestalteter Spielanleitung bleibt die thematische Umsetzung des Ablaufs so abstrakt und beliebig, dass zu befürchten ist, dass manche schon allein deshalb abgeschreckt sind. Doch das sollte nicht sein. Denn Industria ist als lebendiges Versteigerungsspiel durchaus empfehlenswert, man muss sich eben nur im klaren sein, dass man sich auf ein rechts anspruchsvolles und manchmal sperriges Spiel einlässt.

[ Michael Schacht: Tipps zum Einstieg ]

© games we play 2004–07 – Autor: Harald Schrapers