games we play

Istanbul

von Rüdiger Dorn

Pegasus Spiele (Redaktion: Ralph Bruhn)

ca. 25 € 

schön: 5 Punktegames we play Tip: Das TOPspiel2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeitmittel (ab ca. 12 Jahre)

Kennerspiel des Jahres 2014

2. Platz Deutscher Spiele Preis 2014

Gerade mal vier mal vier Felder umfasst das Spielbrett. Und trotzdem ist es sehr groß. Das liegt daran, dass die meisten Felder unterschiedliche Funktionen haben, und diese durch schöne Grafiken dargestellt werden. Außerdem lagern dort nützliche Plättchen, Bonuskarten, Handkarrenerweiterungen und die alles entscheidenden Rubine. Wer fünf Rubine hat, gewinnt das Spiel.

Die Bewegung der Figuren auf den 16 Feldern ist ein originelles Kernelement des Spiels. Ich habe eine Kaufmannsfigur, unter die ich vier Holzchips lege, die meine Gehilfen sind. Ich ziehe mit diesem Stapel jeweils ein oder zwei Felder. Am Ziel muss ich einen Gehilfen abstellen, sozusagen als Bezahlung für die dortige Aktion. In der nächsten Runde muss ich diesen Gehilfen zunächst zurücklassen. Wenn ich später dieses Feld erneut beträte, würde ich meinen Helfer wieder „einsammeln“ und in meinen Stapel integrieren. Doch wenn ich vier unterschiedliche Aktionen machen möchte, stehe ich anschließend ohne Gehilfen da und muss mich zum Feld „Brunnen“ retten, um Helfer und Handlungsfähigkeit wiederzugewinnen. Das bedeutet: die optimale Planung des Weges ist die Grundlage des Erfolges. Genauso wichtig ist eine tragfähige Strategie. Zum Start ist es sicherlich sinnvoll, zur Wagnerei zu gehen, um die Rohstoffkapazität des eigenen Handkarrens zu erhöhen, oder die Moscheen zu besuchen, um dort Rohstoffe gegen hilfreiche Dauereffekte zu tauschen. Für vollständig erworbene „Sets“ gibt es eine Rubinen-Belohnung. Rubine gibt es auch im Palast – da werden sie gegen Rohstoffe getauscht – oder beim Händler, der mit türkischen Lira bezahlt wird. An beiden Orten werden die begehrten Edelsteine im Spielverlauf stetig teurer.

Eine eintönige Strategie ist meist wenig effektiv, wenn sie keine Rücksicht auf kurze Wege legt, die gut zueinander passen. Außerdem sollte man flexibel sein, denn Istanbul ist kein solitäres Spiel. Die Gegner kommen einem oft genug in die Quere. So entsteht eine angenehme Unwägbarkeit, insbesondere wenn man zu vier oder zu fünft spielt, und der Würfel sorgt für einen angemessenen Glücksfaktor. Besonders schön ist dies in der Teestube: Dort muss man sein Würfelergebnis vorab ansagen, um viel Geld zu bekommen.

Bunt, abwechslungsreich und sehr vielfältig präsentiert sich Istanbul bei gleichzeitig überschaubarem Regelaufwand. Es spielt sich flott und dauert in einer eingespielten Runde gerade mal eine Stunde. Das Spiel ist das herausragende Highlight des aktuellen Spielejahrgangs.

© Harald Schrapers · games we play 2014