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Carcassonne

Die Jäger und Sammler

schön: 5 Punktevon Klaus-Jürgen Wrede

Hans im Glück (Vertrieb: Schmidt)

ca. 13 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre)

Verpackung +

2003

Die Entstehung der Menschheit hat Konjunktur. Aus den Siedlern von Catan wird das Abenteuer Menschheit, und Carcassonne begibt sich in die Zeit der Jäger und Sammler. Während die Siedler-Szenarien und Varianten immer ein Stück weit komplexer und anspruchsvoller sind als das Basisspiel, geht man bei Carcassonne in eine andere Richtung.

Die Jäger und Sammler sind sicherlich nicht komplexer als Carcassonne, vielleicht sind sie sogar einfacher zu spielen. Doch mit welchem Carcassonne soll ich es vergleichen? Denn die Regel dieses inzwischen eine Millionen mal produzierten Spiels ist nun schon in der vierten veränderten Auflage erschienen. Von jeder Veränderung war die so genannte Bauernregel betroffen, die als die anspruchsvoll-taktische Würze im eigentlich recht einfachen Carcassonne gilt.

Während Hans Eichel den Rotstift einsetzt, um die Haushaltskonsolidierung mühsam voranzutreiben, wird bei der Carcassonne -Regel der Rotstift genutzt, um anscheinend der neuen Einfachheit zu huldigen. Doch sinkenden Steuereinnahmen und die Mindestanforderungen an die Spielbalance machen es zweifelhaft, wer am Ende erfolgreicher sein wird.

Bei den Jägern und Sammlern soll sich die Regelgeschichte in vier Akten nicht mehr wiederholen. Hier wurde von Anfang an auf eine leichten Zugang zum Spielablauf und zur Wertung geachtet.

Beim Carcassonne-Nachfolger in der grünen Schachtel wird nicht gebaut. Denn Bauwerke gab es bei den Jägern und Sammlern noch nicht. Beim Plättchenlegen entsteht also eine unberührte Landschaft aus Wiesen, Wäldern, Flüssen und Seen. Auf den Wiesen und in den Seen befinden sich Tiere.

Was die Straßen waren, sind nun die Flüsse. Flussabschnitte sind fertig, wenn sie von Quelle oder See bis zum nächsten See reichen. Ein auf dem Abschnitt platzierter Angler kassiert Punkte in der Anzahl der Plättchen plus die Fische in den angrenzenden Seen. Angler, die auf Flussabschnitten stehen, die bis zum Spielende unvollendet bleiben, gehen leer aus. In der Schlusswertung zählen nur die Hütten. Das sind neue Spielfiguren, die man alternativ einsetzen darf. Diese Hütten zählen für ein ganzes Flusssystem, das über die Seen hinausreicht.

Statt der Städte gibt es die Wälder. Jeder fertige Wald, auch die winzigen zweiteiligen Wälder, zählen zwei Punke pro Plättchen. Unfertige Wälder bringen nichts. In manchen Wäldern liegen Goldklumpen. Wer einen Wald abschließt, in dem sich Gold befindet, bekommt ein Sonderplättchen. Dies sind Kärtchen mit einer besonderen Funktion, die man sofort zusätzlich legen kann. Die Zahl dieser Sonderplättchen ist begrenzt. Darum bemühen sich die SpielerInnen, schnell Wälder mit Goldklumpen fertig zu stellen, auch wenn diese noch recht klein sind. Häufig werden auch Wälder abgeschlossen, in denen eine MitspielerIn die Mehrheit hat – denn das Sonderkärtchen bekommt auf alle Fälle der Spieler, der das letzte Plättchen gelegt hat.

Während die Figuren in den Wäldern Sammler genannt werden, heißen die Figuren auf den Wiesen folgerichtig Jäger. Sie werden erst am Spielende gewertet. Und zwar auf recht einfache Weise. Wer die Mehrheit auf einer Wiese hat, zählt das darauf befindliche Wild, abzüglich der Zahl der Säbelzahntiger. Denn jeder Tiger hat je ein Stück Wild gefressen. Dazu werden Mammuts und Auerochsen addiert, denn an die traut sich der Tiger nicht ran.

Die Jäger und Sammler sind mit Sicherheit kein schlechtes Spiel. Wenn es Carcassonne nicht gäbe, wäre man womöglich sogar begeistert. Aber so stellt sich die Frage nach der Berechtigung dieses Spiel.

Der Vergleich mit den Siedlern – oder auch El Grande – ist kaum möglich. Denn dort baute eine Erweiterung oder Variante irgendwie immer logisch auf das Basisspiel auf, und auch die Thematik und ihrer spielerische Umsetzung wurde jedes Mal ausgebaut.

Die Jäger und Sammler scheinen dagegen wieder bei Null anzufangen. Wer Carcassonne nicht kennt, dem fehlt nichts, wenn er mit der prähistorischen Variante anfängt. Die thematische Umsetzung, die von den weltberühmten steinzeitlichen Höhlenmalereien in der Gegend von Carcassonne ausgeht, ist etwas enttäuschend. Die Entdeckerfreude, die bei der Entstehung der Festungslandschaft von Carcassonne entstand, bleibt diesmal aus.

Bei Carcassonne passte alles bildschön zusammen. Thema, Grafik, spielerische Umsetzung und die Regel – zumindest in den ersten Auflagen. Bei Jäger und Sammler werden dagegen Fische und Tiere addiert und subtrahiert sowie zufällige Sonderkarten gezogen. Das ist längst nicht so aus einem Guss, wie es bei Carcassonne war.

Wer Carcassonne und die damit verbundenen taktischen Herausforderungen liebt, wird diese Neuerscheinung womöglich als spannende taktische Abwechslung mögen, denn das Spielgefühl ist teilweise ein durchaus anderes. Alle anderen könnten aber zur Auffassung gelangen, dass die Jäger und Sammler zwar nett, aber gleichzeitig total überflüssig sind

[ brettspielwelt.de: Jäger und Sammler online spielen ]

© Harald Schrapers 2003–09