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Kashgar

schön: 5 PunkteHändler der Seidenstraße

von Gerhard Hecht

Kosmos

ca. 30 € 

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

2014

Drei Karawanen hat jeder Spieler. Zunächst besteht jede dieser orientalischen Reisegesellschaften aus jeweils einem „Patriarchen“ und einer weitere Spielkarte. Die beiden Karten werden aufgefächert hingelegt. Bald kommen weitere Karten hinzu und die Karawanen-Idee wird anschaulich. Man nimmt die erste Karte einer Reihe, legt diese nach hinten in die Karawane und führt die Kartenfunktion aus. So „reist“ die Karawane.

Es ist verblüffend, dass man anfangs ziemlich verständnislos auf seine drei mal zwei Karten plus die auf einem Tableau abmarkierten Ressourcen – von Ingwer bis Zimt – schaut. Und die Verständnislosigkeit von Begeisterung abgelöst wird. Denn Kashgar ist ein ziemlich raffiniertes Kartenspiel, das erst ungewöhnlich wirkt, und dann deutliche spielerische Anklänge an Dominion entwickelt. Denn es geht darum, „schlanke“ Kartenstapel zu schaffen, die möglichst nur Karten enthalten, die einen im Weg zum Ziel nicht abbremsen. Wichtig ist es, dass eine Karte einem den Zugriff auf die in der Tischmitte liegenden Aufträge bietet, denn so bekommt man Siegpunkte. Und anschließend kommt am besten die Karte, die einem die für den Auftragskauf verbrauchten Rohstoffe wieder zurückgibt.

Der einzige Nachteil dieses Spiels ist die kaum vorhandene Interaktion, woran auch die „Hauen und Stechen“ genannten Zusatzkarten nichts ändern. Deswegen schleppt sich Kashgar gerade in einer Vierer-Runde etwas hin, zumal der Rhythmus bei einem Mehr-Personen-Spiel nicht harmoniert. Da denkt der eine Spieler noch über seinen Zug nach, während die drei Gegner ihre flotte Aktion schon erledigt haben und ihn gewissermaßen überholen.

Umso besser funktioniert Kashgar als Zwei-Personen-Spiel. Perfekt wäre Kashgar dann, wenn Kosmos den Mut gehabt hätte, den Titel in jeder Hinsicht für ein solches Duell zu optimieren. Ich weiß: Natürlich lässt sich ein Spiel, gerade wenn es in einer großen und recht teuren Schachtel erscheint, besser verkaufen, wenn die Spannweite der möglichen Mitspielerzahl groß ist. Doch der Nachteil ist eben genauso klar: Wer sich zu viert an den Tisch setzt, hat Mühe, den beeindruckenden Kern dieses Spiels zu entdecken.

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