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König der Maulwürfel

nett: 4 Punktevon Günter Burkhardt

Zoch

ca. 29,95 Euro

– nicht mehr lieferbar –

bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeit sehr einfach (ab ca. 8 Jahre) 

Verpackung +

2003

Hier graben keine Maulwürfe unterirdische Gänge. Sondern die Würfel rollen durchs Maul. Und deswegen heißt der Gewinner dieses lustigen Aktionsspiels König der Maulwürfel. Da fragt man sich, ob bei den Kalauerkönigen in der Zoch-Villa noch alles paletti ist.

Auf der Spieleschachtel wird König der Maulwürfel als Kinderspiel für Fünfjährige angepriesen. Wer die Schachtel öffnet, stellt überrascht fest, dass es zwar eine Einsteigerregel "ab fünf" gibt. Doch eigentlich ist das attraktive Spielmaterial dafür geschaffen, die so genannte "Profivariante ab zehn" zu verwenden. Und so entpuppt sich der König der Maulwürfel plötzlich als attraktives Fun-Spiel für Erwachsene.

Die Vermarktungsstrategie ist etwas verwunderlich. Wenn man für Carcassonne eine Einstiegsvariante ohne "Bauernregel" zum Standard erhoben hätte, wäre dies auch ein Kinderspiel "ab fünf" gewesen. Doch der wahre Reiz dieses Spiels wäre vermutlich verdeckt geblieben. Und in dieser Gefahr befindet sich nun der König der Maulwürfel.

Es geht um ein Würfelrennen. Ausgehend vom Start-Ziel-Tor gilt es, vier Hindernisse zu umkurven. Jede SpielerIn bekommt eine Holzrampe, von der aus der Würfel hinunter rollt. Dort wo er liegen bleibt wird die Rampe neu aufgestellt und für die nächste Runde ausgerichtet.

Aus der Holzrampe wird ein Maulwürfel, indem ein Gesicht aus Pappe in die Rampe gesteckt wird. Der Würfel rollt durch die große Maulöffnung, die zunächst noch durch ein zweites – falltorartiges – Pappelement verschlossen ist. Erst wenn die SpielerIn an der Reihe ist, darf sie dieses Tor öffnen und der Würfel macht sich auf den Weg. Die Richtung kann dabei beeinflusst werden, in dem ein Bauklotz – Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel – geschickt positioniert wird. Soweit ist das die Regel für Fünfjährige, bei der jede SpielerIn Würfel und Maulwürfel einer Farbe bekommen hat.

Warum die Würfel, Rampen und Bauklötze unterschiedlich geformt sind, verrät erst die Variante für Zehnjährige. Hier müssen die SpielerInnen ihr Material modular zusammensetzen und dürfen reihum zugreifen.

Es gibt vier unterschiedliche Würfel, die RollenspielerIn spricht vom W4, W6, W10 und W12. Der zwölfseitige Würfel ist "runder" als der pyramidenförmige Vierseiter. Er sollte also weiter rollen. Dazu gibt es vier Rampen mit unterschiedlicher Höhe und Abschüssigkeit. Doch was als logisches Auswahlkriterium erscheint – steile Rampe und ein Würfel mit möglichst vielen Seiten – stimmt in der Praxis nicht immer. Unsere Versuche haben auch überraschende Ergebnisse gezeigt. Somit ist bei der Auswahl auch ein Zufallselement vorhanden, es sei denn, die SpielerInnen machen sich die Mühe, umfangreiche Testreihen durchzuführen.

Besonders wichtig ist die Auswahl des Gesichts. Denn diese sind durchnummeriert. Die Ziffer gibt die Reihenfolge an, in der die SpielerInnen ihren Zug machen. Beim Rennen geht es nämlich recht eng zu. Die SpielerInnen lassen ihre Figur bereits ausgerichtet für den nächsten Zug auf dem Parcours stehen. Wer eine niedrige Startziffer hat, hat also gute Chancen, eine lange Zeit blockierend vor dem Feld zu stehen. Insbesondere wenn vier Maulwürfel mitmachen, geht es am Anfang oft nicht so recht weiter und das Spiel gerät etwas ins Stocken.

Noch spielflusshemmender sind die anderen Pappelemente, die als "Falltor" fungieren und das Maul zusperren. Denn auf ihnen stehen Ziffern, bei denen der Würfelwurf gültig beziehungsweise ungültig ist. Für die SpielerIn, die kein Glück hat, ist mancher Zug völlig umsonst und sie bleibt dort stehen, wo sie ist. Das ist ein wenig ärgerlich, weil ein Spielzug doch etwas aufwändig ist. Denn es ist gar nicht so einfach, den Würfel durch das Öffnen des Falltores zu starten und gleichzeitig weder die eigene Rampe noch die anderen Rampen irgendwie zu verschieben. Für Fünfjährige ist das eine ganz enorme Herausforderung. Denen bleibt jedoch der Frust erspart, denn in der Kinderregel ist jeder Würfelwurf gültig.

Während die Altersangabe "ab fünf" etwas niedrig gegriffen ist, hat man bei der Profiregel mit der Angabe "ab zehn" trotz zusätzlicher Ereigniskarten zu hoch gegriffen.

König der Maulwürfel ist ein lustiges Aktionsspiel, dessen ausgefallene Idee und Witz sehr überraschen können. Allerdings kann sich das Wettrennen manchmal auch in die Länge ziehen. Deswegen sollte man auf eine eher kurze Rennstrecke achten und lieber nur mit drei Spielern antreten. Dann gibt es viel Spaß bis zum Zieleinlauf.

© Harald Schrapers 2003-05


Stand: 11.5.05