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Deutscher Spiele PreisLouis XIV

von Rüdiger Dorn

Alea Ravensburger (Redaktion: Stefan Brück)
(Vertrieb: Heidelberger)

schön: 5 Punkte ca. 15 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre)

Verpackung −

Deutscher Spiele Preis 2005

Das mit dem Deutschen Spiele Preis ausgezeichnete Louis XIV ist ein Mehrheitenspiel, dessen Mechanismus an das 1996 erschienene El Grande erinnert. Louis XIV findet aber nicht auf einer Landkarte statt. Sondern die Intrigen passieren in Räumen des französischen Hofes zur Zeit des Sonnenkönigs.

Übermäßig überzeugend finde ich diese thematische Umsetzung nicht. Was interessieren mich die Schlafzimmer von Ministern, Höflingen und Mätressen aus vorrevolutionären Zeiten? Irgendwie gefällt mir das Verschieben von Spielfiguren auf der Landkarte grundsätzlich besser. Wolfgang Kramer selbst hat noch im letzten Jahr mit Raja ein überzeugendes Landkarten-Spiel entworfen, das ebenfalls an sein El Grande erinnerte. In Rajas Indien konnte man sich räumlich greifbar auf einer Karte bewegen.

Bei Rüdiger Dorns Louis XIV gibt es noch nicht mal ein echtes Spielbrett. Das ist vermutlich auch der vergleichsweise preisgünstigen und recht kompakten Umsetzung des Spiels geschuldet. So muss man das quadratische Spielfeld zunächst aus einzelnen Personen-Kärtchen zusammensetzen und das Material gemäß der Anleitung in der Regel an die richtige Stelle legen. Ein Brett wäre da schon hilfreich.
Gespielt wird mit kleinen würfelförmigen Holzfiguren in den Farben der Spieler. Ich suche mir aus meinen Handkarten eine Person aus, die ich beeinflussen will. Auf die entsprechende Personkarte, die auf dem Spieltisch liegt, darf ich drei Holzsteine legen. Zwei dieser Würfelchen darf ich auf eine benachbarte Person ziehen, mit einem der beiden darf ich noch ein Feld weitergehen. Spielsteine sind nur in begrenzter Menge vorhanden. Deshalb muss ich schon bald meine Handkarten verwenden, um – statt Steine einzusetzen – mir neue Steine aus dem „allgemeinen Vorrat“ an den „Hof“ zu holen.

Ziel ist es, nachdem jeder viermal an der Reihe war, mit den Spielfiguren Mehrheiten auf den Karten erreicht zu haben. Jetzt findet die erste Wertung statt. Insgesamt gibt es vier Wertungen – immer nach jeweils vier Kartenausspiel-Runden.

Was gibt es bei den Wertungen zu gewinnen? Je nach Karte unterschiedliche Dinge: Wappen, Geld, Einflusskarten, Intrigenkarten und insbesondere Gegenstände.

Wie finden die Wertungen statt? Es gibt zwei Möglichkeiten: auf einer Karte ist entweder eine Geldsymbol oder es sind Spielsteine abgebildet. Beim Geldsymbol hat der Spieler, der die Mehrheit der Spielsteine eingesetzt hat, gewonnen. Und zwar kostenlos. Der Zweitplatzierte kann auch noch mitmachen, er muss dann aber bezahlen. Wenn eine bestimmte Anzahl an Spielsteinen auf der Karte zu sehen ist, können hingegen grundsätzlich mehrere Spieler gewinnen.

Kompliziert ist die Frage geregelt, wann die eingesetzten Spielsteine zurück in den persönlichen Vorrat gelegt werden, und wann sie in den allgemeinen Vorrat kommen. Das muss man irgendwie auswendig lernen oder immer wieder nachschlagen.

Die Gegenstände können anschließend in die wichtigen „Missionskarten“ eingetauscht werden. Diese Karten zählen nicht nur fünf Siegpunkte, sondern bleiben offen vor dem betroffenen Spieler liegen und bedeuten einen ständigen Vorteil im Spiel.

„Missionen“ im Hofstaat Ludwigs des Vierzehnten? Ich bleibe dabei: thematisch wünsche ich mir meine Landkarte zurück, dann hätte ich den Einstieg in dieses an sich hochinteressante Spiel weitaus besser gefunden. Um keinen Zweifel aufkommen zu lassen: Louis XIV ist ein wirklich gutes, klasse ausgearbeitetes und äußerst abwechslungsreiches Spiel. Das fällt in einem Jahr, in dem die Konkurrenzspiele oft nur eine bescheidene Qualität haben, besonders deutlich ins Auge. Aber ob wir in den kommenden Jahren Louis XIV immer noch diese herausragende Rolle zubilligen wollen?

Immerhin hat Louis XIV ein Spielende, das mir ganz besonders gefällt. Unmittelbar vor Schluss wird in einer Art Glücksspiel bestimmt, welchen tatsächlichen Wert die gesammelten Wappen haben. Dann werden die verdecken Wappen aufgedeckt – und wer in einer Wappenfarbe die Mehrheit hat, bekommt ein Bonuswappen. So wird dem eigentlich recht komplexen Spiel am Ende etwas glücksbetonte Leichtigkeit gegeben – manche kritische Spieler sehen darin jedoch eine gewisse Unernsthaftigkeit.

© Harald Schrapers 2005–13