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Maya

schön: 5 Punktevon Bernd Eisenstein

Abacus (Entwicklung und Produktion: Grünspan)

ca. 15 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre) 

Verpackung +

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2004

Am zweiten Tag der Essener Spieltage ging es los. Plötzlich schob sich ein Titel bei der Fairplay-Scoutaktion weit nach oben, den zuvor niemand auf der Rechnung hatte. Selbst altgediente Fachleute wussten da noch nicht mal, ob es sich um ein Spiel mit einer Biene oder um etwas Lateinamerikanisches handelt. Doch ein Blick auf die exakte Schreibweise des Titels - Maya - deutete Richtung Amerika. Und der Stand von Abacus war auch gar nicht so weit, und so konnte ich mich schnell auf die Spur des Spieles setzen.

Bei Maya geht es um den Bau von Pyramiden, was wahrlich nicht neu ist. Ein vertrautes Thema muss beim Publikum nun mal durchaus keinen schlechten Ruf haben, man fühlt sich eben gerne zu Hause. Es gibt in der Schachtel sogar eine Pyramide mit dem Namen Tikal. Die verwendete Zeichensprache erinnert ebenfalls an das erfolgreiche Kramer/Kiesling-Spiel. Die kleinen farbigen Holzwürfel kennen wir dagegen von Kramer/Ulrichs El Grande - im ersten Schritt werden sie mir zugeteilt, im zweiten versuche ich, Gebietsmehrheiten zu erringen. Hier gibt es jedoch keine Landkarte zu erobern, sondern die Etagen mehrerer Pyramiden.

Zunächst begeben wir uns mit unseren Spielkarten an die Steinbrüche. Jede SpielerIn hat einen identischen Kartensatz mit Werten von 3 bis 8. Reihum werden an diese Steinbrüche Karten verdeckt angelegt, bis die maximale Kartenzahl erreicht ist oder keine SpielerIn mehr will. Anschließend werden alle Karten umgedreht. Wer die meisten Kartenpunkte an einen Steinbruch angelegt hat, bekommt die dort ausgelobte Zahl an Steinen und als Bonus zusätzlich einen Sonderaktions-Chip. Für die zweitgrößte Punktzahl und zum Teil auch für die nachfolgenden gibt es weitere Steine.

Einen direkten Nutzen hat man von den Pyramiden-Bausteinen jedoch nur, wenn man Karten zurückbehalten hat, um die Würfelchen zu transportieren. Überzählige Steine muss ich zwar zurücklegen, habe sie aber immerhin dem Zugriff der Konkurrenz entzogen. Eine Karte kann so viele Steine zu Pyramide bringen, wie es dem Kartenwert entspricht (dabei gilt im Gegensatz zur unklaren Formulierung in der Anleitung: ein Strich = 5 Punkte).

Nur die "-3"-Karte zählt beim Transport überhaupt nicht. Diese Karte ist jedoch zuvor taktisch interessant, weil man sie gegen einen andern Spieler einsetzt, der an der entsprechenden Pyramide viele Punkte gesammelt hat. Leider enttäuscht die "-3" jedoch oft, weil eine MitspielerIn trotzdem mehr Kartenpunkte besitzt, als man selbst. Gegen Ende des Spiels kann diese Karte manchmal sogar eine unangenehme „Königsmacher“-Rolle übernehmen. Das ist ein Problem, das auch im nun folgenden zweiten Teil des Spiels gelegentlich auftreten kann.

Hier werden reihum die transportierten Steine, deren Farbe die BesitzerIn anzeigt, in die verschiedenen Pyramiden eingesetzt. Jede Pyramide besteht aus verschiedenen Etagen, gebaut werden muss dabei immer von unten nach oben. Wenn ein Stockwerk voll ist, bekommt die SpielerIn mit den meisten Steinen einen Bonusstein für die folgende Etage.

Für die taktische Würze im Spiel sorgt insbesondere die Möglichkeit, einen Doppelzug durchzuführen, in dem ich einen zusätzlichen Stein abgebe - also drei Steine für das Einsetzen von zwei Steinen brauche.

Etwas ratlos macht mich die Anweisung in der Spielanleitung, dass ich zwar am Anfang ansagen muss, wie viel Steine ich habe transportieren können. Anschließend soll ich die Zahl der Steine - zumeist weniger als zehn - geheim halten. Hier möchte uns die Regel etwas Gedächtnistraining angedeihen lassen.

Letztlich ist das Ziel recht profan: Alle, die die meisten Quader auf einer Pyramidenebene besitzen, bekommen die danebenstehende größere Siegpunktanzahl. Alle anderen MitspielerInen haben anschließend noch die Chance, Punkte für die zweitgrößte Steinezahl zu bekommen.

Raffiniert wird die Berechnung dadurch, dass über drei Runden gespielt wird und am Ende jeder Runde die im Bau befindliche Pyramide bereits wieder halb zusammenfällt. Jede, die in einer Pyramidenebene Siegpunkte erhalten hat, muss einen Stein seiner Farbe entfernen. Das kann eine Kettenreaktion zur Folge haben. Wer unten keinen Stein besitzt, darf darüber auch keinen haben. So können die unter Umständen nur sehr wenigen Punkte, die ich unten bekommen habe, mit einem hohen Verlust an Steinen bezahlt werden.

Der Erfolg von Maya ist recht erstaunlich. Das Spiel ist in seiner flachen Abacus-Schachtel eher unscheinbar. Auch im Spielablauf findet sich nichts wirklich ausgefallenes. Es geht um Mehrheiten und anschließend noch mal um Mehrheiten. Doch bei Maya passt alles perfekt zusammen, so dass ein ruhiger und runder Spielablauf sowohl mit drei als auch mit vier oder fünf Spielern entsteht. Dem Publikum gefällt es. Und die Mehrheit irrt sich nicht. Weder in diesem Spiel noch auf den Essener Spieltagen.

© Harald Schrapers 2003-08