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Auf der

nett: 4 PunkteReeperbahn nachts um halb zwei

von Reiner Knizia

Kosmos (Redaktion: TM)

ca. 13 €

– nicht mehr lieferbar –

2 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Verpackung −

2006

Der Brettspielemarkt ist eine prüde Angelegenheit. Dies ist vermutlich eine Folge dessen, dass die Spiele in der Regel in den Kinderabteilungen der Kaufhäuser angepriesen werden, und keine kaufkräftige Oma abgeschreckt werden darf. Kosmos wagt jetzt mal was Mutiges – wissend, dass gerade ihre „Spiele für zwei“-Reihe oft von erwachsenen Paaren gespielt wird. Auf der Reeperbahn nachts um halb zwei schein richtig verruchten Spaß zu versprechen.

Doch wer die Schachtel aufmacht, sieht sich enttäuscht. Die Spielfiguren „Brilli-Lilli“, „Rote Lola“ und „Blonder Hans“ haben zwar halbwegs lustige Namen, sind aber reichlich abstrakt geformt. Außerdem gibt es zwei graue Bodyguard-Figuren, eine Sektflasche „Schampus-Charly“, 55 Karten und ein kleines Spielbrett.

Das ist alles gar nicht verrucht. Von der berühmten Reeperbahn sehen wir auf dem kleinen Spielbrett einen winzigen Ausschnitt mit den gegenüberliegenden Eingängen zweier einschlägiger Lokalitäten. Dazwischen ist die Straße in 15 Felder unterteilt. Auf das mittlere und die daran angrenzenden Felder werden zunächst die Spielfiguren gestellt. Jetzt kann ich aus meinen Handkarten beliebig viele Karten einer Farbe auswählen. Die Figur dieser Farbe ziehe ich entsprechend der Zahlensumme in Richtung meines Lokaleingangs.

Sobald eine Figur auf dem Bürgersteig meiner Seite des Spielbretts angekommen ist, darf ich die Sektflasche in meine Richtung ziehen. Wenn ich die dann in meinem Lokal begrüßen kann, habe ich gewonnen. Reeperbahn ist ein fein austariertes Zwei-Personen-Spiel, weil Reiner Knizia jeder Figur eine gleichermaßen interessante wie passende Sonderfunktion zugewiesen hat. „Brilli-Lilli“ muss von beiden Seiten immer von einem Bodyguard bewacht werden, die Karten den „Roten Lola“ können als Joker genutzt werden und der „Blonde Hans“ kann andere Figuren zu sich rufen.

Der recht anspruchsvolle Ablauf auf dem Spielbrett kontrastiert allerdings mit einem ziemlichen hohen Glücksfaktor beim Nachziehen der Karten, was den Spielgenuss etwas trübt. Zwar ist bei acht Handkarten die Auswahl groß, trotzdem wird dadurch das Zufallselement nicht reduziert. Denn ich spiele ja nicht nur eine passende Karte aus, sondern brauche das Glück, möglichst viele gleichfarbige einsetzen zu können.

© Harald Schrapers 2006–2008