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Santorini

schön: 5 PunkteBuild like a Mortal, Win like a God

von Gordon Hamilton

Roxley / Spin Master

Illustration: David Forest, Lina Cossette

ca. 35 €

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 4 SpielerInnen (am besten: 2)

Schwierigkeit sehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

Empfehlungsliste Spiel des Jahres 2018

Fünf mal fünf Felder ist das Spielfeld groß, und es entsteht sofort ein spannendes Duell. Die Aufgabe ist ganz einfach. Bis zu dreigeschossige Häuser werden gebaut. Wer mit seiner Spielfigur auf das Dach eines solchen Gebäudes springt, hat gewonnen. Doch sobald eine blaue Kuppel oben draufgesetzt wird, ist es nicht mehr möglich, das Dach zu betreten.

Wir haben je zwei Spielfiguren. Eine muss bewegt werden, anschließend stellen wir auf ein zu der Figur angrenzende Feld eine Gebäudeetage oder eine Kuppel.

Die Dynamik des Spiels entfaltet sich nicht so schnell. Bald ist mindestens ein Spieler im Abwehrkampf verstrickt und blockiert mit blauen Kuppeln die Handlungsfähigkeit des anderen. Defensive ist einfacher als Offensive. Denn um zu gewinnen, muss man mühsam immer ein Stockwerk nach oben hüpfen. Bauen kann man hingegen auch dann, wenn man sich noch auf dem Boden befindet.

Doch irgendwann schafft es ein Spieler, eine Art Zwickmühle zu schaffen: so dass er gleich zwei Möglichkeiten hat, zu gewinnen. Oder das dritte Stockwerk unerreichbar weit von den gegnerischen Figuren entfernt ist.

Hinter Santorini versteckt sich ein im Grunde abstraktes Spielprinzip, das ohne Zufallsfaktor auskommt. Das Spiel ist so attraktiv gestaltet, dass es auch diejenigen zu fesseln vermag, die ansonsten vor dieser Art Zwei-Personen-Spiel zurückschrecken, weil es sie eher an Denksport, denn an eine spielerische Auseinandersetzung erinnert. Zwar ist Sanorini aus banalem Kunststoff gefertigt, aber der Felsensockel und die individuelle für jedes Stockwerk geformten Bauteile können gefallen.

Und für Fortgeschrittene gibt es sogar noch ein Glücksmoment. Spielkarten sorgen für Regelmodifikationen. Da beide Spieler unterschiedliche „Götterkarten“ bekommen, entsteht ein asymmetrisches Spiel, das mal Vorteile für die eine Seite und mal für die anderen Seite bedeutet. Hier liegt die Herausforderung darin, zu erkennen, worin das besondere Potenzial der eigenen Götterkarte besteht.

Erschienen ist Santorini beim kanadischen Kleinverlag Roxley. Ursprünglich hatte es ein bildschönes Cover, das in der vom ebenfalls kanadischen Spielwarenkonzern Spin Master vertriebenen Ausgabe leider verschandelt wurde. Überdimensionierte Warnhinweise, dass Kleinkinder hiermit nicht spielen dürfen, prangen in englischer und französischer Sprache auf der Schachtel. So ist kaum zu erkennen, dass es sich bei der bei uns erhältlichen Ausgabe um ein deutschsprachiges Spiel handelt. Ärgerlich ist auch die Schachtelangabe, dass Santorini für zwei bis vier Spielerinnen und Spieler geeignet sei. Denn eigentlich ist es ein lupenreines Zwei-Personen-Spiel: und zwar ein wirklich gutes.

© · games we play 2018–22


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