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Schatten über Camelot

super: 5 Punkte games we play Tip: Das TOPspiel von Serge Laget und Bruno Cathala

Days of Wonder (Vertrieb: Asmodee)

ca. 50 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 7 SpielerInnen

Schwierigkeit mittel (ab ca. 12 Jahre) 

Spiel des Jahres – Sonderpreis Fantastisches Spiel 2006

6. Platz Deutscher Spiele Preis 2005

Schatten über Camelot ist eine der interessantesten Spielinnovationen der letzten Jahre. Es ist ein kooperatives Spiel, das in dieser Hinsicht an Reiner Knizias Herr der Ringe anknüpft. Aber Schatten über Camelot geht einen entscheidenden Schritt weiter. Denn einer von uns ist der Verräter. Besser gesagt: kann der Verräter sein.

Jeder Mitspieler bekommt die Figur eines der Ritter der Tafelrunde. Dazu werden geheime Spielkarten verteilt, die uns entweder die Rolle eines „Getreuen“ oder die eines „Verräters“ zuweisen. Da mindestens eine Spielkarte zu viel dabei ist, kann es sein, dass wir ohne Verrat spielen. Dann ist es ein pures kooperatives Spiel, bei dem alle gemeinsam versuchen, dass Spielsystem zu besiegen. Da aber niemand weiß, dass kein Verräter unter uns ist, bleiben die gegenseitigen Verdächtigungen.

Schatten über Camelot glänzt mit einer opulenten Ausstattung, vielen interessanten Spielfiguren und einem 36-seitigen großformatigen Regelheft. Das ganze Spiel kostet dann bei manchem Händler tatsächlich bis zu 50 Euro. Mit diesem prächtigen Äußeren scheint der eigentliche Spielablauf zu kontrastieren – er ist nämlich eher einfach strukturiert. Ist das ein Nachteil oder ein Vorteil? Ich meine: Letzteres.

In seinem grundlegenden Ablauf handelt es sich um ein Kartenspiel, das sich teilweise an bekannten Poker-Motiven anlehnt. Um einen Angriff der Sachsen abzuwehren, müssen wir mit unseren Spielkarten eine „Straße“ legen. Um das Duell um Lanzelots Rüstung zu gewinnen, brauchen wir ein „Full House“, das einen höheren Wert hat, als die nach und nach ins Spiel kommenden schwarzen Lanzelot-Karten.

Wenn ich an der Reihe bin, muss ich zunächst eine „böse“ Aktion auslösen, in dem ich beispielsweise eine schwarze Karte ziehe und diese dann zu dem passenden der sieben Schauplätze lege. Erst anschließend, nachdem ich der „Motor“ für die „dunkle Seite“ war, kann ich mir eine eigene Aktion aussuchen. Ich kann zum Beispiel zu einem der Schauplätze reisen. Oder ich kann eine an diesem Ort passende weiße Handkarte ausspielen. Jedem einzelnen Spieler weist seine Ritterfigur zudem noch eine spielerische Sonderfähigkeit zu.

Schatten über Camelot spielt sich sehr flott, denn ich darf immer nur eine der verschiedenen Aktionen durchführen. Das geschickte Timing ist die wesentliche strategische Herausforderung, die wir nur gemeinsam als Team schaffen können. Aber auch der Glücksfaktor ist nicht unerheblich, somit bleibt die taktische Komplexität in einem sehr überschaubaren Rahmen.

Ziel ist es, an den verschiedenen Schauplätzen – den so genannten „Questen“ – weiße Schwerter zu gewinnen und diese auf die Tafel zu legen. Selbstverständlich gibt es bei Misserfolgen schwarze Schwerter. Gewonnen haben wir wenn das zwölfte Schwert auf den Tisch kommt und mindestens sieben davon weiß sind. Das ist die einzige thematische Schwäche dieses ansonsten atmosphärisch außerordentlich dichten Spiels: sobald acht weiße Schwerter gewonnen wurden, ist es manchmal einfacher, mit der Hilfe von Niederlagen den Tisch mit schwarzen Schwertern aufzufüllen.

Wer die außerordentlich umfangreiche, aber gut lesbare Spielanleitung, verinnerlicht hat, kann sehr schnell weitere Leute von Schatten über Camelot begeistern. Es ist tatsächlich verblüffend einfach und überaus logisch aufgebaut und lässt sich durch den kooperativen Ansatz problemlos während des Spiels erklären. Die einzige echte Schwierigkeit besteht darin, den Mitspielern nicht zuviel von seinen eigenen Handkarten zu erzählen. Denn das ist laut Anleitung verboten, damit der Verräter eine Chance hat, sein Tun zu verschleiern. Aber wo ist die Grenze zwischen kooperativem Spiel und der übermäßigen Preisgabe von Detail? Das ist nicht so einfach zu entscheiden – doch in der Praxis haben wir es dann doch immer hingekriegt.

Schatten über Camelot ist ein unglaublich gutes Spiel für eine große Gruppe mit bis zu sieben Spielern (mit Zusatzfigur sogar acht). Es ist enorm spannend und sehr kommunikativ – beinahe könnte man es als eine Art ernsthaftes Partyspiel bezeichnen. Wer hingegen lieber für sich selbst entscheidet und sich ungern reinreden lässt, wird dieses Spielprinzip nicht mögen.