games we play

Spiel des Jahres Deutscher Spiele PreisCatan

Das Spiel

von Klaus Teuber

Kosmos (Redaktion: Reiner Müller, Sebastian Rapp, Arnd Fischer, Lizenz: Catan)

ca. 30 €

supergames we play Tip: Das TOPspiel3 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Neuauflage 2015

ORIGINALAUSGABE DIE SIEDLER VON CATAN

games we play: Das Spiel des JahrzehntsSpiel des Jahres 1995 (als Die Siedler von Catan)

Deutscher Spiele Preis 1995 (als Die Siedler von Catan)

ERGÄNZUNG 5–6 SPIELER

ca. 15 €

5 bis 6 SpielerInnen

Neuauflage 2015

ORIGINALAUSGABE 1996

Catan ist das Spiel des 20. Jahrhunderts. Mit dem ursprünglich als Die Siedler von Catan bekannt gewordenen Titel hat die Entwicklung des Brettspiels einen weiten Sprung nach vorn gemacht.

Der Erfolgsautor Klaus Teuber produziert Spiele nicht am Fließband. Für Catan hat er vier Jahre gebraucht. Das Ergebnis ist ein Meilenstein für das moderne Autorenspiel.

Catan ist eine große Insel, die aus 19 Landfeldern besteht, um die wiederum 18 Wasserfelder gelegt werden (mit dem Ergänzungs-Set für 5 und 6 Spieler ist die Insel mit 15 zusätzlichen Landfeldern fast doppelt so groß). Der große sechseckige Spielplan sieht also immer anders aus, je nachdem wie die Landfelder verteilt sind.

Auf Catan finden wir Acker-, Hügel- und Weideland sowie Wald, Gebirge und etwas Wüste. Jede Landschaft – außer der Wüste – wirft Rohstoffe ab: Getreide, Lehm (aus dem wir Ziegelsteine machen), Schafwolle, Erz und Holz.

Jede SpielerIn beginnt mit zwei Siedlungen und zwei Straßen. Die Straßen werden zwischen den Landfeldern gebaut, die Siedlungen stehen immer an den Kreuzungen. Dort grenzen sie jeweils an drei Land- beziehungsweise Wasserfelder. Jedes Landfeld hat eine Ziffer. Zu Beginn ihres Zuges würfelt eine SpielerIn zunächst. Die Landfelder mit der gewürfelten Ziffer werfen Rohstoffe als Ertrag ab. Spielkarten mit den Rohstoffen erhalten alle SpielerInnen, die angrenzend an das entsprechende Landfeld eine Siedlung gebaut haben.

Mit den Rohstoff-Spielkarten kann ich bauen. Für eine Straße brauche ich zum Beispiel eine Bausteine- und eine Holzkarte.

Wenn mir bestimmte Rohstoffe fehlen, kann ich handeln. In meinen Siedlungen am Wasser, bei den Häfen, betreibe ich Außenhandel, tausche die eine Rohstoffart gegen die andere. Und die SpielerInnen können untereinander im Binnenhandel ihre Rohstoffkarten tauschen, wie sie wollen.

Catan ist ein brillantes Entwicklungsspiel. Würfeln, handeln und bauen sind der Grundablauf des Spiels, der zudem durch Entwicklungskarten und den räuberischen Ritter ergänzt wird. Aber auch mit der schwarzen Ritterfigur bleibt das Spiel friedlich. Doch dort, wo der Ritter steht, können keine Rohstofferträge eingefahren werden.

Wahrscheinlich ist der friedlich-konstruktive Ablauf ein Grund für den enormen Erfolg dieses Spiels. Was sich eine SpielerIn – oft mühsam – aufgebaut hat, kann ihr kein anderer kaputt machen. Sicherlich: Es kann einem eine Straße oder ein Bauplatz blockiert werden. Trotzdem ist der Frustfaktor sehr gering.

Der Spielablauf galt zunächst als nicht ganz einfach. Es gab 1995 erhebliche Diskussionen darüber, ob ein solch anspruchsvolles Spiel – in der Erstauflage hieße es noch „ab 12 Jahre“ – überhaupt Spiel des Jahres werden dürfe. Doch diese Debatte hatte sich bald erledigt. Zumal der Einstieg ins Spiel vorbildlich erleichtert wurde. Es gab schon damals eine einfache Startaufstellung für EinsteigerInnen, eine kurze Elf-Punkte-Einführung, eine auf eine Blatt beschränkte kurze Spielanleitung und einen alphabetisch geordneten kleinen Siedler-Almanach, in dem bei Bedarf eine ausführliche Regelerläuterung nachgeschlagen werden kann. Mit der Prof. Easy-Einsteigeranleitung, die es auch in einer interaktiven Internetausgabe gibt oder als App mit dem Namen Catan Brettspiel Assistent, ist später der Versuch gestartet worden, noch mehr Leute zu gewinnen, die Siedler werden wollen.

Die Siedler von Catan sind zum Pionier für das aktuelle Brettspiel geworden. Es ist das Spiel, mit dem nun auch der Kreis der Leute, der bislang nur Klassiker wie Schach, Backgammon oder Kartenspiele regelmäßig spielte, erreicht werden kann.

Das Spiel ist mittlerweile in vielen verschiedenen Editionen erschienen. Bereits 2003 wurden die klassisch-einfachen Holzfiguren gegen modellierte aus Kunststoff ausgetauscht. 2010 wurde die Standardausgabe grafisch neu gestaltet und beeindruckt durch die Illustrationen von Michael Menzel. 2014 wurde das Spiel unter dem Titel Play it smart mit einer neuen Räuberfigur versehen, die mittels einer App mit iPad oder iPhone kommunizierte und so für neue Überraschungen im Ablauf sorgt. Auch für die Neuauflage von 2015 gibt es eine App, die für zusätzliche Ereignisse sorgt. Aber weiterhin kann man auch ohne Smartphone spielen, besser sogar. Und die entscheidende Neuerung der 2015er-Edition ist etwas ganz Anderes: Siedler heißt jetzt Catan. Aber sonst ändert sich nichts.

Seefahrer

ca. 27 €

Schwierigkeitmittel (ab ca. 12 Jahre)

Neuauflage 2015

ORIGINALAUSGABE 1997

Ergänzung 5–6 Spieler

ca. 15 €

Und selbst das beste Spiel kann noch besser werden: Die Seefahrer-Erweiterung ist ein Ausbau des Spiels, das den Spaß und die Abwechslung noch einmal erheblich steigern kann. So können – mit den Rohstoffen Holz für den Rumpf und Wolle für die Segel – Schiffe gebaut werden, aus denen Seehandelsstraßen entstehen. Sieben unterschiedliche Szenarien, die jeweils zwischen zwei und sieben Inseln umfassen, enthält die großformatige Broschüre der Erweiterung. Und zu jedem Szenario gibt es jeweils ein, zwei kleine Sonderregeln.

Es gibt ein Szenario, in dem ein großes Gebiet aus leeren Feldern besteht. Erst wenn ein Schiff anlandet, wird eine Landschaft oder eine Wasserfläche zufällig gezogen und an diese Stelle gelegt (dieses Spielelement hatte Klaus Teuber bereits mit den Entdeckern vorgestellt). In einem anderen Szenario erschöpfen die Rohstoffvorräte auf der Hauptinsel, indem die Zahlenplättchen nach und nach auf neu entdeckte kleine Inseln verlegt werden.

Bei den meisten Szenarien müssen mehr als die bislang zehn Siegpunkte erreicht werden. Allein deshalb dauert das Spiel – teilweise wesentlich – länger. Wenn ein Szenario mit kleineren Inseln startet, beginnt das Spiel etwas schleppend. Denn dann gibt es nur sehr wenige Stellen, die wirklich lukrative Rohstofferträge versprechen, an denen ich meine Siedlung bauen kann.

Spätestens wenn alle Szenarien durchgespielt sind, können eigene Szenarien entworfen werden. Durch die Kombination der einzelnen Spezialregeln der Szenarien gibt es unendliche Möglichkeiten, noch spannendere Partien zu entwerfen. Und spätestens dann ist das Urteil erlaubt: Catan ist das beste Spiel der Welt.

Seefahrer-Szenario „Schnelle Küstenschiffahrt“ für vier SpielerInnen

Benötigtes Material: Basis-Spiel, Ergänzungs-Set für 5 und 6, Seefahrer-Erweiterung
Es wird eine Insel nach den Regeln des Basis-Spiels aufgebaut. In einen Stoffbeutel werden je drei Landschaftsfelder Wald, Weide, Acker, Hügel und Gebirge, ein Goldfluss und zwei Wasserfelder gelegt. In einen zweiten Stoffbeutel kommen alle Zahlenchips des Ergänzungs-Sets.
Im Laufe des Spiels können neue Inseln in den unerforschten Gebieten rings um Catan entdeckt werden. Dazu können die SpielerInnen an allen ihren Küstensiedlungen bzw. -städten in See stechen. Sobald dabei ein Schiff (später auch eine Straße) einen Kreuzungspunkt erreicht, an dem ein Sechseck fehlt, zieht die SpielerIn ein Sechseckfeld aus dem Stoffbeutel und legt es an den freien Platz. Wenn es kein Wasser ist, zieht die Spielerin einen Zahlenchip und legt ihn auf das Landschaftsfeld. (Wenn dann zwei rote Zahlen nebeneinander liegen oder eine rote Zahl auf einen Goldfluss kommt, muss die SpielerIn neu ziehen.) Die SpielerIn erhält sofort eine Rohstoffkarte der entdeckten Landschaft.
Für die erste Siedlung auf jeder der neu entdecken Inseln gibt es einen zusätzlichen Siegpunkt-Chip.
Spielende: 12 Siegpunkte.

Städte & Ritter

ca. 27 €

Schwierigkeitschwer (ab ca. 15 Jahre)

Neuauflage 2015

ORIGINALAUSGABE 1998

Ergänzung 5–6 Spieler

ca. 15 €

Richtig komplex wird Catan mit den Städte & Ritter. Anders als bei der Seefahrer-Erweiterung ist dies keine behutsame Regelergänzung. Klaus Teuber hat einige thematische Ideen, die wir aus dem Siedler-Kartenspiel (und teilweise auch aus Löwenherz) kennen, in seinem Brettspiel verankert. Neue und sehr vielfältige Fortschrittskarten – unterteilt in die Bereiche Wissenschaft, Politik und Handel – ersetzen die alten.

Alle SpielerInnen starten mit einer Siedlung und einer Stadt. Diese – und auch die später gebauten Städte – bringen, statt einem zweiten Rohstoff, eine Handelsware ein, wenn die Stadt an ein Gebirge, einen Wald oder ein Feld angrenzt. Drei Handelswaren gibt es: Münzen, Papier und Tuch.

Mit den Münzen werden die Städte einer SpielerIn im Bereich Politik ausgebaut, mit Papier im Bereich Wissenschaft und Tuch fördert den Handel. In der ersten Auflage zeigte eine Art „Kalender“ an, auf welcher Stufe die Entwicklung der Städte angekommen ist. In der Neuauflage sind es Plättchen, die in einer Ablage Platz finden.

Nun stellen die SpielerInnen auch Ritter auf. Zwar können diese auch die Ritter der MitspielerInnen vertreiben, ihre Hauptaufgabe ist jedoch eine andere. Regelmäßig wird Catan durch ein Barbarenheer von außen angegriffen. Und dann müssen die BewohnerInnen Catans zusammenstehen und alle Ritter verteidigen gemeinsam gegen die Barbaren.

Städte & Ritter ist sicherlich kein Spiel mehr, das so perfekt rund und leicht abläuft, wie Catan in seiner Ursprünglichkeit. Die Möglichkeiten, die Siegpunkt zu machen, haben sich – wenn auch noch die Seefahrer dazukommen – vervielfacht. Komplex ist das Spiel, Einiges an Nachdenken ist nun gefordert. So sind die Städte & Ritter nicht nur eine pure Erweiterung, sondern fast ein neues Spiel.



© games we play - niederrhein magazin 1995–2015 - Autor:

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