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Taluva

nett: 4 Punktevon Marcel-André Casasola Merkle

Hans im Glück (Vertrieb: Schmidt)

ca. 25 €

– nicht mehr lieferbar –

2 bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre) 

2007

Es gibt Spiele, bei denen ist die Anleitung so knapp und einfach, dass man es nicht so recht glauben mag. Zumal dann, wenn sich der Spielmechanismus als überhaupt nicht trivial erweist und sich ständig neue Situationen auf dem Spieltisch ergeben. Taluva ist so ein Spiel, das durch seine Einfachheit viele Rückfragen an die Spielregel provoziert.

Der Spielablauf erinnert an Carcassonne. Ich ziehe ein Plättchen, lege es an und platziere eine meiner Spielfiguren. Dabei sind die Taluva-Regeln zumeist „liberaler“ als die von Carcassonne. Ich kann die Plättchen – sie bestehen aus drei Sechseckfeldern – beliebig anlegen. Und ich kann meine Häuser nicht nur auf das soeben gelegte Plättchen setzten, sondern überall hin. Nur die Vulkanfelder sind tabu.

Die Besonderheit der Insel Taluva sind die Vulkane. Ich darf nämlich die Plättchen aufeinander legen – wenn ich ein Vulkanfeld auf ein anderes platziere. Die Insel wächst also nicht ausschließlich in Länge und Breite, sondern gleichermaßen dreidimensional in die Höhe.

Zwischenwertungen gibt es nicht. Sondern Ziel ist es, möglichst viele der eigenen Figuren zu verbauen. Es gibt viele Häuser, zwei Türme und drei Tempel pro Person. Dabei sind die Tempel die wertvollsten Spielsteine. Es gewinnt, wer die meisten Tempel verbaut hat. Oder es siegt, wer zwei seiner Gebäudearten verbraucht hat, bevor alle Spielplättchen auf dem Tisch liegen.

Diese beiden Siegmöglichkeiten sind Alternativen, wenn man zu dritt spielt. Zu zweit gewinnt man meistens durch das Verbauen zweier Spielsteinsorten, zu viert gibt es oft ein reguläres Spielende.
Die entscheidende Regel habe ich noch nicht erwähnt. Pro Siedlung darf nur ein Tempel und ein Turm gebaut werden. Um die wertvollen Tempel zu verbauen, brauche ich also mindestens drei Siedlungen. Das heißt, ich muss an drei verschiedenen Stellen jeweils mindestens drei zusammenhängende Felder mit meinen Gebäuden besetzt haben. Denn die Mindestsiedlungsgröße für den Tempelbau beträgt drei Felder.

Zu Spielbeginn starte ich zunächst mit einem Haus. Das ist die Siedlungsgründung. Die anschließende Erweiterung beschleunige ich, wenn auf den angrenzenden Feldern der gleiche „Landschaftstyp“ mehrfach zu finden ist.

Dann wird jedes dieser Felder, beispielsweise der Fels, gleichzeitig mit meinen Häusern bebaut. Wenn mir das gelingt, könnte ich schon in meinem dritten Spielzug den ersten Tempel verbauen – und könnte mich anschließend an die Gründung der zweiten Siedlung machen.

Damit das nicht so schnell und einfach geht, hat Marcel-André Casasola die Vulkanausbrüche erfunden. Damit kann man herrlich destruktiv spielen. Wenn ich ein Plättchen als zweite Ebene auf bereits liegende Landschaften lege, können dabei auch Häuser unter die Lavamassen geraten und werden aus dem Spiel genommen. Allerdings ist es verboten, komplette Siedlungen abzureißen. Auch Tempel und Türme bleiben für die Ewigkeit erhalten. Das schränkt das destruktive Element etwas ein, zumal die abgerissenen Häuser weiterhin als „verbaute“ Spielsteine gelten. Aber trotzdem kann ich in meinen Planungen deutlich zurückgeworfen werden, wenn mir ein solcher Vulkanausbruch in die Quere kommt.

Umgekehrt heißt das: Ich muss immer auch die Stellungen meiner Gegner im Auge behalten, damit diese ihre Planungen nicht unbehindert zum Erfolg führen können. Und ich muss aufpassen, dass nicht die Situation „wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“ entsteht. Konstruktives Vorgehen belohnt Taluva selten. Das ist ein eher unsympathischer Zug an diesem Spiel.

Taktisch entscheidend kann es sein, einen Vulkanausbruch zu meinem eigenen Nutzen zu verwenden. Neue Siedlungen an verschiedenen Punkten zu gründen, ist recht zeitraubend. Eleganter ist es, eine Siedlung durch die Regel „gleicher angrenzender Landschaftstyp“ schnell sehr groß werden zu lassen und sie anschließend mittels Vulkanausbruch in zwei Teile zu trennen. Prompt habe ich die Möglichkeit, zwei Tempel zu errichten.

Taluva ist ein taktisches Denkerspiel mit geringem Glücksfaktor. Es bedarf viel Aufmerksamkeit. Die knappe Regel verschleiert, wie viel Möglichkeiten in dem Spiel stecken. Alles, was nicht ausdrücklich durch die Bauregeln verboten ist, ist erlaubt. Und das ist recht viel.

© Harald Schrapers 2007