games we play

Zooloretto

von Michael Schacht

Abacus

ca. 20 €

– nicht mehr lieferbar –

schön: 5 Punkte2 bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeitsehr einfach (ab ca. 8 Jahre) 

Spiel des Jahres 2007

5. Platz Deutscher Spiele Preis 2007

Ein Zoo-Spiel im Jahre 2007 – und weit und breit ist kein Eisbär zu sehen. Stattdessen schmückt ein Panda das Spiel des Jahres. Abacusspiele-Chef Joe Nikisch räumt ein, dass das Titeltier eigentlich eine Fehlentscheidung sei. „Wir hatten auf dem Probetitel sogar einen Eisbären.“ Doch die Entscheidung sei noch vor der Knut-Euphorie gefallen, so Nikisch, dessen Kleinverlag die Auszeichnung überaus verdient hat. Die Abacusspiele gehören seit sehr vielen Jahren zu den rührigsten Spieleverlagen, und auch der Autor Michael Schacht ist schon lange nicht mehr aus der Szene wegzudenken.

Selbst in der Schachtel findet sich kein Eisbär. Stattdessen dürfen wir für Affen, Zebras, Geparde, Pandas, Elefanten, Kängurus, Kamele und Flamingos Gehege bauen.

Reihum ziehen wir jeweils eine verdeckte Tierkarte und legen sie auf einen der Transporter. Drei Tiere passen auf solch ein Fahrzeug, und ihre Anzahl entspricht der Spielerzahl. Wenn ich wieder an die Reihe komme, kann ich wählen, ob ich einen Transporter inklusive Ladung nehme, oder ob ich noch ein Tier ziehe. Ich brauche dabei nicht abzuwarten, bis ein Transporter voll ist. Ich darf ihn auch mit nur einem oder zwei Tierplättchen nehmen.

Beim Aufdecken eines Plättchen stehe ich vor einen Dilemma: Lege ich das Tier so, dass für mich ein attraktiver Transporter entsteht? Oder gehe ich davon aus, dass mir dieser eh von meinen MitspielerInnen vor der Nase weggeschnappt wird?

Am besten ist es, viele gleiche Tiere zu bekommen, zum Beispiel Geparde. Wenn ich mit diesen Raubkatzen das Fünfergehege voll mache, kriege ich zwei Münzen als Bonus und acht Siegpunkte. Wenn ich hingegen mehr als vier Tierarten habe, gibt es ein Problem. Da mein Zoo maximal vier Gehege umfasst, müssen die überzähligen Tierarten abseits vom Publikumsverkehr in den Stall, wo sie nur fressen und mir Minuspunkte einbringen.

Beliebt sind die geschlechtsreifen Tiere. Wenn Männchen und Weibchen gemeinsam in ein Gehege gelegt werden, kommt sofort der passende Tiernachwuchschip dazu.

Nicht nur Tierplättchen können auf die Transporter gelegt werden, sondern auch die für einen Zoo unvermeidlichen Fressbuden und einzelne Münzen. Geld ist wichtig, um den Zoo taktisch geschickt umzuorganisieren. Ich kann einzelne Tiere zwischen Stall und Gehegen verschieben oder ganze Tierarten tauschen. Tiere, die meine Mitspieler im Stall haben, kann ich ihnen abkaufen. Das ist allerdings eine Kombination aus Kauf und Raubüberfall: Mein Gegner darf mein Angebot nicht ablehnen.

Die Zooloretto-Regel ist kurz und das Thema erscheint verspielt – manch einer mag zunächst an ein Kinderspiel denken. Doch Zooloretto erweist sich schnell als deutlicher komplexer, als es der erste Anschein vermittelt. Trotz kurzer Regel ist der Ablauf nicht selbsterklärend, so dass man genau lesen muss. Und es ist taktisch recht verzwickt, bietet folglich auch nach einer Reihe von Partien noch eine recht spannende Herausforderung. Abendfüllend ist das Spiel hingegen nicht. Es ist ein netter Zwischendurch-Zeitvertreib, am besten für vier oder fünf Spieler.

Zooloretto hat übrigens einen Vorgänger: Coloretto, das 2003 als bestes Kartenspiel mit dem à la carte-Preis ausgezeichnet wurde. Damals wurde der Kern des Spielmechanismus bereits vorweggenommen: Ziehe ich eine Spielkarte, um sie zu einer Reihe hinzuzulegen, oder nehme ich sofort eine Kartenreihe?

© games we play 2007–22 - Autor: Harald Schrapers