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Feed the Kraken

4 von 6 Sailor’s favorite deduction game

von Maikel Cheney, Tobias Immich und Hans Joachim Höh

Funtails / Instabil (Redaktion: Andreas Geiermann)

Illustration: James Churchill, Hendrik Noack

ca. 60 €

5 bis 11 SpielerInnen (besser: 8 bis 11)

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Jahrgang 2023

Zwar sitzen am Tisch keine Werwölfe, aber hinterlistige Piraten können friedlichen Seeleuten ebenfalls das Leben schwermachen. Zumal dann, wenn wir alle im selben Boot sitzen und zudem noch ein Kultist dabei ist, der seine eigene Agenda verfolgt. Da die Rollen in diesem Großgruppenspiel für bis zu elf Leute geheim zugelost wurden, belauern wir uns und versuchen, das Schiff in die uns genehme Richtung zu lenken, ohne dies zu offensichtlich zu tun und uns zu enttarnen. Es ist überhaupt nicht einfach, bei diesem Spiel sinnvoll zu agieren: die Wahrheit sagen, lügen, schweigen, laut sein? Erschwert wird das durch kleinteilige Spielregeln, deren Konsequenzen schwierig einzuschätzen sind – und zwischendurch fragen kann man nicht, weil dann die Mitspielenden leicht erraten können, welche Rolle man spielt. Es ist folglich erforderlich, dass man das Spiel häufiger spielt und routinierter wird – und zwar mit allen acht oder mehr Leuten, was nicht leicht zu realisieren ist.  

Vorab ausscheiden kann man nur, wenn man „freiwillig“ über Bord geht, was aber eher gegen Spielende passiert. Eine Moderatorin braucht das Spiel im Grunde nicht – aber vielleicht doch. Denn Feed the Kraken kann sich sehr lange hinziehen, weil man zwischen den eigentlichen Zügen unendlich lange diskutieren dürfte – bis dann doch mal jemand moderierend eingreift und den nächsten Zug anmahnt. Die Spielzüge brauchen eh länger als eigentlich notwendig – denn statt einfach nur Karten rumzugeben, gibt es eine effekthascherische Zigarrenschachtel, die lieber einmal zu viel weitergereicht wird, als zu wenig.

Die Anleitung ist sehr schlecht zu lesen. Es handelt sich nämlich um die Anleitung der Deluxe Edition – die Unterschiede zu der mir vorliegenden Retail-Version sind auf Anleitungsseite 3 kurz erläutert. Das stört ganz erheblich und ist inakzeptabel. Unschön ist zudem, dass es kein deutschsprachiges Spielbrett gibt. Das sonstige Material wird teils mit Aufklebern in deutscher Sprache versehen (leider ohne Hinweis, wo etwas hinkommt oder was man in der Retail-Version gar nicht braucht) oder ist zweisprachig. Insgesamt mangelt es diesem im Grunde ziemlich spannenden Spiel an Feinschliff: sowohl bei den Äußerlichkeiten als auch bei der Spielmechanik, die für einen ein bisschen eingängigeren und flotteren Spielfluss sorgen könnte.

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