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Kosmopoli:t

4 von 6von Florent Toscano und Julien Prothière

Huch / Jeux Opla (Redaktion: Silvia Herzog, Egidio Marsico u.a., Vertrieb: Hutter Trade)

Illustration: Stéphane Escapa

ca. 28 €

4 bis 8 SpielerInnen (besser: 5 bis 7)

Schwierigkeiteinfach (ab ca. 10 Jahre)

Jahrgang 2023

Brettspielpodcast | Laien-Transkription im Restaurant »

Kosmopolit ist ein kooperatives Spiel, das von einem Restaurant handelt. Hier geht es darum, die Bestellung von Speisen, von denen ich noch nie gehört habe, in einer mir oft noch viel unbekannteren Sprache zu verstehen. Die Handy-App, auf der das läuft, funktioniert vorzüglich. Aber der größere spielerische Anteil ist analog.

Los geht es mit dem Rufen der Namen der Speisen. Zunächst von einer Kellnerin, die die Bestellung aufgenommen hat. Sie hat Kopfhörer in ihren Ohren – oder besser auf den Ohren, so dass man für eine zweite Runde gut tauschen kann – und lauscht der App. Der Oberkellner versucht mitzuschreiben. Er hat folglich die Chance, die Namen der Speisen zu wiederholen, wenn die Kellnerin bereits an den nächsten Tisch gegangen ist. Zurückgehen würde Minuspunkte bedeuten. Schwierig für den Oberkellner: Wie schreibe ich auf, was ich dort in dieser fremden Sprache gehört habe? Und spreche ich das dann selbst auch wieder so aus, dass meine Köche, also alle anderen Mitspielenden, verstehen, was ich meine? Die Köche müsse derweil schnell und oft recht hektisch die Bestellungen ihren Spielkarten zuordnen. Und auf denen sind die Namen der Speisen so aufgeschrieben sind, wie sie sich anhören, was extrem ungewöhnlich wirkt: Laien-Transkription nennt sich das.

Dieses Spiel ist ein herausragendes Erlebnis. Allein die Ausstattung ist überwältigend. In einem Begleitheft, einer wissenschaftlichen Dokumentation, sind viele Hintergründe zu dem Spiel zu finden: Zu Sprachen mit gerade mal ein paar hundert Menschen, die sie sprechen, zu deren Phonologie und Syntax.

Das Spiel hat verschiedene Kapitel mit nach und nach hinzukommenden neuen Karten und Herausforderungen. Wie weit man in der Realität kommt, wird sich zeigen. Denn im Kern verändert sich nicht viel – spielerisch betrachtet werden dünne Bretter gebohrt, was nicht automatisch schlecht sein muss. Viele Kommunikationsspiele kommen ohne umfassendes spielerisches Regelgerüst aus. Das wird dann durch die Kreativität der Mitspielenden kompensiert. Bei Kosmopolit kommt es aber nicht auf Kreativität an. Sondern man muss Aufgaben aus dem Bereich Hörverstehen lösen. Das macht ein paar Runden Spaß. Dann aber erlahmt bei vielen das Interesse. Andere bleiben länger bei der Stange. Denn die großartige Grundidee, tadellose Technik und tolles Begleitmaterial können durchaus begeistern.

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