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Anno 1503

schön: 5 Punktevon Klaus Teuber

Kosmos (Lizenz: Catan)

ca. 25 €

– nicht mehr lieferbar –

bis 4 SpielerInnen

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre) 

Verpackung -

2004

Erstmals hat sich ein großer Verlag an eine ganz besondere Aufgabe herangewagt: aus einem strategischen Computerspiel ein Brettspiel zu machen. Klaus Teuber, der Star-Autor des Hauses Kosmos, hat das PC-Spiel Anno 1503 auf das Brett gebracht.

Das Computerspiel ist binnen eines knappen Jahres 450.000 mal verkauft worden. Die Idee zur Umsetzung dieses Spiels entstand bei einem Gespräch zwischen Klaus Teuber und der Firma Sunflowers, die das PC-Spiel verlegt.

Klaus Teuber hat das Spiel in nur wenigen Monaten bis zur Produktionsreife entwickelt. Dabei hat er auf seinen Mega-Seller Die Siedler von Catan an einzelnen Punkten zurückgreifen können, obwohl Anno 1503 ein völlig anderes Entwicklungsspiel ist.

Der Start ist ähnlich wie bei den Siedlern. Eine SpielerIn würfelt, und das Würfelergebnis zählt für alle. Jede SpielerIn hat mehrere Produktionsstätten, die bei einer bestimmten Würfelzahl aktiviert werden. So bekommen die SpielerInnen unterschiedliche Warenkärtchen: Holz, Bausteine, Tuch oder Werkzeug. „Waren, keine Rohstoffe“, wies Klaus Teuber bei der Vorstellung des neuen Spiels auf die Unterschiede zu den Siedlern hin. Und wenn jemand auf die Idee käme, diese Warenkärtchen untereinander tauschen zu wollen, würde er persönlich eingreifen, scherzte er.

Bei Anno 1503 findet der Handel nicht zwischen den SpielerInnen statt. Sondern ich handele mit dem Pionier und dem Siedler, welche sich auf meiner Insel angesiedelt haben. Meine Inselbewohner kaufen meine Rohstoffe, für die sie Gold bezahlen. Und für dieses Gold kann ich wiederum beliebige Handelswaren kaufen.

Ziel ist es, meine Insel so weit zu entwickeln, dass ich letztlich drei Siegpunkte habe. Fünf Möglichkeiten gibt es, an Siegpunkte zu kommen:

Kontore und Handelsverträge gibt es auf den Inseln. Diese liegen verdeckt auf dem Spielbrett. Ich erreiche sie mit meiner Schiffsfigur. Wenn ich mit meinem Schiff neben ein Inselkärtchen ziehe, so darf ich mir das Kärtchen ansehen und entscheiden, ob ich lieber weiterziehe oder ob ich es nehmen und nutzen will. Im letzteren Fall lege ich das Kärtchen neben meine Insel. Dann wird das Schiff, das ich für diese Entdeckungsfahrt gebraucht habe, außer Dienst gestellt und ich muss Werkzeug, Tuch und Holz investieren, um eine neues zu bauen.

Es ist gar nicht so einfach, an die Siegpunkte zu kommen. Sowohl die öffentlichen Gebäude, als auch die Inselplättchen sind recht knapp und sind entsprechend umkämpft. Wenn eine 6 gewürfelt wird, gibt es außerdem die Gefahr einer Feuerbrunst oder eines Piratenüberfalls. Wer dann nicht genügend Goldvorräte besitzt, verliert einen Einwohner und ein Gebäude beziehungsweise eine Insel. So muss man manchmal auch einen Siegpunkt zurückgeben, wenn die entsprechende Siegbedingung nicht mehr erfüllt ist. Wer sich gegen Feuer schützen will, der wird sich beeilen, als öffentliches Gebäude ein Feuerwehrhaus zu bauen, wer gegen die Überfälle der Piraten gewappnet sein will, der wird eine Schmiede schätzen, in der Eisen zu Schwertern geformt wird.

Leider ist die grafische Gestaltung des Spiels, die die grobpixeligen Bilder des PC-Spiels verwendet, wenig hilfreich. Vieles ist viel zu klein gedruckt. Und durch die undeutliche Grafik bleibt einiges, das hilfreich auf den Plättchen abgebildet ist, unerkannt. Hinzu kommt eine schlechte Stanzqualität, die zumindest die Plättchen der Erstauflage ziemlich zerfetzt aussehen lässt.

Auf die Frage, ob das Brettspiel tatsächlich dem Computer-Vorbild entspreche, antwortet Kosmos-Pressesprecher Fritz Gruber mit einem „Jein“. „Ja, wenn es um die Spielatmosphäre geht, ja, wenn es um den Kern der Spielgeschichte geht, ja, wenn es um die wirtschaftlichen Grundsätze geht, darum, Neuland zu erschließen, individuelle Fähigkeiten möglichst gewinnbringend einzusetzen, im günstigsten Moment zu verkaufen und den Rahmen der eigenen Möglichkeiten ständig zu erweitern. Nein, wenn man glaubt, Teubers Anno 1503 würde den spielerischen Ablauf des PC-Spieles einfach nur simulieren.“ Klaus Teuber wäre nicht Klaus Teuber, wenn in seinem Spiel nicht ein ganz eigenständiges Brettspielherz schlüge.

Anno 1503 ist ein spannendes Spiel. Auch wenn manches an Die Siedler von Catan erinnert, entwickelt sich das Spielgefühl jedoch schnell in eine andere Richtung. Dadurch, dass hier nicht getauscht werden kann, ist Anno 1503 längst nicht so kommunikativ. Es erinnert mehr an die Teuber-Klassiker Die Entdecker, das Sternenschiff Catan und das Siedler-Kartenspiel für zwei Personen. Anno 1503 bietet folglich auch mit nur zwei Spielern reichlich Spielspaß.

Doch mancher SpielerIn reichte die Ähnlichkeit mir den Siedlern nicht aus. Deswegen gibt es jetzt Anno 1701. Dort kann wie gewohnt gehandelt werden.

[ Prof. Easy: Interaktive Spieleinführung ]

Aristokraten und Piraten

ca. 20 €

– nicht mehr lieferbar –

Das Anno 1503-Brettspiel bietet nur einen kleinen Ausschnitt dessen, was im Computerspiel vorkommt. Und so blieb eine Menge übrig, was Klaus Teuber in die Erweiterung integrieren konnte. Das Spielbrett wird nun um ein neues Seegebiet – weit draußen – ergänzt. Wer dort Inseln entdeckt, kann Kontore mit den Luxuswaren Marmor, Seide und Edelstein finden – drei neue Sorten „Rohstoff-Kärtchen“. Aber es gibt auch Piraten dort draußen, deswegen sollte man seine Schiffe diesmal mit Kanonen ausrüsten.

An die Heimatinsel wird eine Aristrokrateninsel angelegt. Zwei der drei nötigen Siegpunkte müssen künftig dort gemacht werden. Dies gelingt, indem man ihnen entsprechende Gebäude – einen Palast, ein Theater, einen Park, eine Universität oder eine Kathedrale – errichtet. Wer dadurch drei Aristokraten auf der Insel ansiedelt, erhält einen Siegpunkt. Ebenfalls mit einem Siegpunkt wird derjenige belohnt, der den in neun Abschnitte gegliederten Bau eines Schlosses vollendet.

Aristokraten und Piraten ist eine sehr stimmige Erweiterung, die durchaus neue taktische Überlegungen notwendig macht. Liebhaber von Anno 1503 sollten unbedingt zugreifen.

© games we play 2003-08 – Autor: Harald Schrapers