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Verplant & zugestellt

5 von 6 Wer lässt Wohn(t)räume wahr werden?

von Steffen Hacker

Topp (Vertrieb: Frechverlag)

Illustration: Clément Masson, Ekaterina Danilyuk, Melanie Herrmann)

ca. 25 €

2 bis 6 SpielerInnen (besser: 2 bis 4)

Schwierigkeit ◼◼◻◻

Jahrgang 2024

Der Grundriss der Außenwände der Hütte auf der Alm steht fest. Drei Zimmer müssen wir einrichten: eine Küche, einen Schlafraum und einen Saal als „Wellness-Oase“. Die Wände zwischen den drei Räumen können wir beliebig anordnen. Was sich nach gestalterischer Freiheit anhört, entpuppt sich in den Praxis als knifflige Herausforderung. Vermutlich deshalb, weil wir die Hütte „von hinten her aufzäumen“. Erst kommen nämlich die Möbel. Wir beginnen im Schlafraum, wo wir nacheinander vier Karten mit Betten „flippen“ – so nennt man das Aufdecken von Spielkarten bei einem Flip-and-Write-Spiel. Die Umrisse der Betten werden auf dem Block (quadrierte Lineatur wie beim Mathe-Heft) eingezeichnet. Anschließend zeichnen wir die Wände der Schlafraums und machen mit der Küchenzeile weiter.

Das hört sich einfach an, ist es aber nicht. Denn man muss ja auch den Weg zum Bett oder zum Herd finden. Deswegen hat jedes Möbelstück Bereiche vorgegeben, die frei bleiben müssen. Was nicht nötig ist: dass gegenüberliegende Möbel ihren exklusiven Freiraum haben – leere Flächen für können sich überschneiden. Denn wenn man wirklich alle Möbel unterbringen möchte, müssen sie das auch. Eine Hütte ist nun einmal nicht unendlich groß.

Fast meint man, dass dies schon herausfordernd genug sei, da kommt noch eine weiteres Problem hinzu. Der Weg von der Zimmertür zu den jeweiligen Möbelstücken muss komplett frei sein. Außerdem braucht es einen Flur, damit man die Zimmer von der Haustür aus erreichen kann. Flur und Eingang werden zwar erst ganz am Ende eingezeichnet. Aber man muss sie stetig mitdenken, damit unser Bauprojekt eine Chance hat, nicht im Desaster zu enden.

Ich finde es großartig, wie man hier einen ziemlich trockene Konstruktionsplanung zu einem thematisch überzeugenden Spiel gemacht hat. Wenn Verplant & zugestellt eine bloß abstrakte Übung wäre, hätte ich womöglich schnell aufgegeben. Selbst mit der thematischen Einbettung ist das kein einfaches Spiel – manche Mitspielenden haben schon kapituliert und ein wiederholtes Spielen abgelehnt –, aber dem Innenarchitekten in mir macht es Freude. Mit etwas räumlichen Vorstellungsvermögen, das hier unabdingbar ist, sieht man schöne Wohnlandschaften vor sich entstehen. Und da der Glücksfaktor ziemlich hoch ist, muss man das Spiel auch nicht so ernst nehmen, sondern kann das Möbelrücken locker angehen. Nach der Almhütte geht zu einer Arztpraxis in die Berge und zu weiteren 23 Szenarien. Das Auftragsbuch sorgt für viel Abwechslung.

Rating: 8/10 ⚄ ⇗ (» mehr Infos zum Rating)

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