games we play

Zug um Zug

von Alan R. Moon

Days of Wonder (Vertrieb: Asmodee)

ca. 35 €

5 von 6games we play Tip: Das TOPspiel bis 5 SpielerInnen

Schwierigkeit sehr einfach (ab ca. 8 Jahre)

Spiel des Jahres 2004

6. Platz Deutscher Spiele Preis 2004

Zug um Zug Europa

ca. 36 €

Schwierigkeit einfach (ab ca. 10 Jahre)

2005

Days of Wonder ist ein kalifornischer Verlag, der sich auf „German games“ – so nennt man in den USA aktuelle Autorenspiele – spezialisiert hat. Die Europavertretung von Days of Wonder hat ihren Sitz nicht in Deutschland sondern in Paris. Das war die Überraschung bei der Spiel des Jahres-Verleihung im Jahre 2005. Denn erstmals wurde ein Spiel eines nicht-deutschen Kleinverlags als Spiel des Jahres ausgezeichnet.

Autor des Spiels ist der in Massachusetts lebende Brite Alan R. Moon. Er ist in Deutschland längst kein Unbekannter mehr, hat er doch 1998 mit Elfenland schon einmal den Spiel des Jahres-Preis entgegennehmen können.

Zug um Zug ist ein Eisenbahnspiel – was der Name schon verrät. Originell ist das Spiel wahrlich nicht. 2002 war mit Trans America zuletzt ein – durchaus nicht unähnliches – Eisenbahnspiel für das Spiel des Jahres nominiert. Wie damals geht es auch jetzt darum, Städte auf einer USA-Karte mit Bahnstrecken zu verbinden. Dabei wird man versuchen, zunächst die Verbindungen fertigzustellen, die auf den verdeckt zugeteilte Zielkärtchen stehen, um wichtige Bonuspunkte zu kassieren. Punkte gibt es bei Zug um Zug aber auch für jede andere Verbindung.

Die Schienen zwischen den Städten sind farbig zwischen auf dem Spielplan eingezeichnet. Wer eine Strecke bauen und seine Eisenbahn-Spielfiguren dort hinsetzen möchte, muss die richtige Zahl Spielkarten in der entsprechenden Farbe ausspielen.

Das Aufnehmen der Spielkarten hat Alan R. Moon von einem anderen seiner Spiele übernommen. Wie bei Union Pacific, das 1989 für das Spiel des Jahres nominierte Eisenbahnspiel, liegen jeweils fünf Karten offen zu Wahl aus – man kann aber auch verdeckt vom Stapel ziehen. Wer an der Reihe ist, kann entweder eine Karte ziehen oder bauen. Beides gleichzeitig ist nicht möglich.

Alternativ kann man auch drei Zielkärtchen ziehen, eine auswählen, und die restlichen wieder zurücklegen. Da man dabei einen Spielerunde in Zeitverzug erhält, muss einem schon der Zufall helfen, wenn sich das lohnen soll. Wer Zielkarten besitzt, die gut zusammenpassen, weil sie gleiche Teilstrecken benutzen, hat gute Chance. Das Nehmen zusätzlicher Streckenkarten kann auch ein großes Risiko bedeuten. Wer die vorgegebene Verbindung fertig baut, bekommt zwar Bonuspunkte. Wer die Strecke jedoch nicht fertig stellt – weil die Zeit nicht reicht, die Verbindung vom Mitspieler belegt ist oder die Zahl der eigenen Spielsteine für einen Umweg nicht ausreicht – bekommt die gleiche Punktzahl von seinem Konto abgezogen.

Die SpielerInnen stehen immer vor dem Dilemma, ob sie erstmal reichlich Farbenkarten ziehen sollen, oder ob sie besser schnell bauen. Für das Sammeln spricht, dass es für den Bau einer langen Verbindung, für die fünf oder sechs gleichfarbige Karten benötigt werden, weit überdurchschnittlich viele Punkte gibt und man schnell zum Spielende kommt – und seine MitspielerInnen damit überrascht.. Dagegen ist frühes Bauen besser, um zu verhindern, dass die geplante Strecke bereits von der GegnerIn besetzt wird.

Zug um Zug ist ein eher stilles Wettrennen, das jedoch im Spielverlauf zunehmend eine ungeheure Spannung entwickelt. Gegen Ende des Spiels muss verstärkt darauf geachtet werden, wer wegen seines Mangels an Spielsteinen das Spiel bald beendet. Dann ist nämlich auch für die Anderen Schluss – egal ob sie ihre Pläne schon haben verwirklichen können.

Die Spiel des Jahres-Jury hat mit Zug um Zug ein Spiel ausgesucht, das dem postulierten Anspruch des „einfachen Einstiegs“ am ehesten gerecht wird – auch wenn man den USA-Spielplan kritisieren muss. Auf einem „heimischen“ Spielbrett würde man sich leichter zurechtfinden und die Kinder hätten beim Lesen der teils unbekannten amerikanischen Städtenamen keine Schwierigkeiten.

Daran sollte die Europa-Ausgabe, die 2005 erschien, etwas ändern. Doch leider ist die Karte auch nicht eingängiger. Kleinasiatische Städe wie Smyrna, Erzurum und Angora sind gemeinhin unbekannt. Auch sonst ist die Karte eine große Enttäuschung. Dass Essen der Eisenbahnknotenpunkt für halb Nordeuropa sein soll, hat nie auch nur annähernd der Realität entsprochen.

Positiv sind aber die Regeländerungen, die dem Spiel hinzugefügt wurden. So sind die Streckenkarten mit ihren unterschiedlichen Werten jetzt gleichmäßiger verteilt, das heißt, jede SpielerIn bekommt am Anfang genau eine „teure“ Karten. Große lange Strecken gibt es jetzt nur noch drei – ohne ein oder zwei von ihnen zu haben, ist ein Sieg nahezu unmöglich. Es gibt dadurch leider weniger Möglichkeiten gibt, die Pläne der MitspielerInnen intuitiv zu durchkreuzen, in dem man beobachtet, welche Kartenfarben gezogen werden.

Mit Fährverbindungen und Tunnelbau gibt es bei Zug um Zug Europa ein sehr schön kalkulierbares Risikoelement. Und Bahnhöfe ermöglichen es, auch „zugebaute“ Städte noch zu erreichen. Alles in allem ist die ansonsten unveränderte Europa-Ausgabe deutlich besser als das Original – Spötter meinen, die Spiel des Jahres-Jury habe eine Beta-Version des Spiels ausgezeichnet.

© games we play 2004–10 - Autor: